Home >> Dokumente >> Hochzeitsfotografie: Wie viele Hochzeitsfotos braucht man wirklich?
»Anmut ist nicht vereinbar mit Hast.« Dieser Satz stammt vom deutschen Klaviervirtuosen, Dirigenten, Kapellmeister und Komponisten Hans von Bülow (1830 – 1894). Zweifelsohne bezog er sich damit auf die Musik. Doch ebenso gut kann man diesen Satz auf andere Bereiche anwenden – so auch auf die Hochzeitsfotografie im Speziellen und die Fotografie im Allgemeinen. Womit wir beim Thema wären. Das versucht sich der Antwort auf folgende Frage zu nähern: Wie viele Hochzeitsfotos braucht man eigentlich von seinem Fotografen, will man nicht auf anmutige Bilder verzichten? Dreihundert, fünfhundert, achthundert oder sogar über tausend Fotos? Sind es nur so viele, wie nötig, um die Geschichte des Tages zu erzählen? Reichen in diesem Fall dann nicht auch weniger als hundert Bilder?
Immer langsam. Holen wir aus.
»Muss« wider »Kann«
Tatsache ist, dass einige Fotografen mit ihren Angeboten die Tausender-Schallmauer deutlich überschreiten. Rechnen wir. Gegeben seien acht Stunden und ebenso 1000 versprochene Fotos. Der Fotograf muss dann also mindestens 125 Fotos pro Stunde machen, um sein Abgabeversprechen halten zu können. Wenn er wenigstens in irgendeiner Weise missratene (unscharf, fehlbelichtet etc.) Fotos aussortieren will, und die wird es geben, ist das nicht ausreichend. Er muss deutlich mehr als die oben erwähnten 125 Fotos pro Stunde schießen. Die Betonung liegt auf »Muss«. Es gibt kein »Kann«.
Noten pro Minute
Man übertrage das einmal auf einen Musiker. Der verspricht 240 Noten pro Minute bzw. vier Noten pro Sekunde zu spielen. Er mag sich damit als brillanter Techniker erweisen, aber wie viel Gefühl und – ja, hier ist das Wort – »Anmut« kann im Ergebnis stecken? Ganz abgesehen davon, dass eine solche Offerte natürlich idiotisch wäre. Niemand käme auf die Idee, einen Musiker nach der Anzahl gespielter Noten zu bezahlen. Eric (»Slowhand«) Clapton würde jedenfalls niemals engagiert worden sein.
Das Damoklesschwert
Zurück zur Fotografie. Auch hier ist Anmut nicht vereinbar mit Hast. Ein Fotograf, der die Abgabe von 1000 Fotos, ja sogar zweitausend Fotos verspricht (wohlgemerkt: »verspricht«), der kann bei acht, ja selbst bei zehn oder zwölf Stunden unmöglich Zeit gehabt haben, sich mit dem Moment zu beschäftigen, zu überlegen, wie er das Bild komponiert. Von künstlerischen Experimenten brauchen wir gar nicht erst zu reden. Über ihm schwebt das Damoklesschwert der wahnwitzigen Abgabemenge. Er muss abliefern. Koste es, was es wolle. Und was es kostet, ist die Anmut.
»Anmut« bedeutet im Falle der Hochzeitsfotografie übrigens mitnichten, dass absolut jedes Foto ein künstlerisches Highlight sein muss – oder sein kann. Wird der Fotograf aber nicht von einer hohen Abgabemenge getrieben, hat er im Umkehrschluss häufiger Zeit darüber nachzudenken, was er da gerade tut und wie er es tun möchte. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der prozentuale Anteil anmutiger Bilder zunimmt.
Die Ödnis des Daumenkinos
Ein weiterer Punkt ist der, dass solche Bilderfluten zwangsläufig bedeuten, dass viele Sequenzen dabei sind, die sich nicht großartig voneinander unterscheiden. Ein gutes Beispiel ist der Ringtausch. Ich produziere hier manches Mal 20 Bilder pro Sekunde. Das aber nicht, um am Ende 300 Bilder alleine von dieser Situation abzugeben, sondern um die besten Fotos herauspicken zu können. Und das sind zwei bis maximal vier. Mit anderen Worten: Es ist für die Brautleute wenig prickelnd, wenn man ihnen ein Daumenkino übergibt. Aber genau das wird man müssen, bei einem Soll von 1000 oder sogar 2000 abzuliefernden Fotos.
Wie viele Hochzeitsfotos braucht man nun?
Ich produziere während einer Hochzeit durchaus mehrere tausend Fotos, von denen ich tatsächlich nur zwischen etwa 7% und 10% abliefere. Auch ich garantiere dabei eine Mindestmenge. Bei acht Stunden sind das allerdings dreihundert Fotos. Keine fünfhundert, keine siebenhundert, keine tausend Fotos. Das verschafft mir genügend Spielraum auch einmal neue Ideen auszuprobieren bzw. nachzudenken, was und wie ich es tun will. Es bedeutet eben auch, dass etwas schiefgehen darf und es kein Beinbruch ist (mit Ausnahme natürlich wichtiger Schlüsselmomente). Die Fotos werden dann aussortiert.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt. Und mit Artikeln ist es mitunter auch so. Eine eindeutige Antwort gibt es in diesem Fall jedenfalls nicht. Wie viele Hochzeitsfotos man braucht, muss jeder für sich entscheiden. Dann aber auch mit dem vielleicht zweifelhaften und von Anmut befreiten Ergebnis leben.
In diesem Sinne und abschließend:
- Stress ist der Feind jedweder Kunst.
- Anmut ist nicht vereinbar mit Hast.
- Quantität ist nicht Qualität (Irgendwo musste diese Weisheit dann noch untergebracht werden).
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