Ich schätze, dass die Frage »Was kostet eine Hochzeit« eine der ersten Fragen sein dürfte, die Brautpaare Tante Google stellen. Die vielzähligen Antworten, die daraufhin ausgespuckt werden, sind dann Grund genug darauf mit dem ein oder anderen Ouzo bzw. Beruhigungsschnaps zu reagieren. Eine Reflexhandlung gewissermaßen.
Auch dieser Artikel wird euch nicht beruhigend die Hand tätscheln und euch zuraunen »Alles nicht so schlimm«. Deswegen schreibe ich es besser gleich geradeheraus: Eine etwas größere Hochzeit ist teuer. Punkt. Wohlgemerkt: Eine etwas größere Hochzeit.
Alles nur überteuert?
Lasst mich gleich zu Beginn mit dieser Mär ausräumen: Es ist nicht alles nur deshalb so teuer, weil »Hochzeit« draufsteht.
Eine Hochzeit bedeutet auch für die Dienstleister viel Vorbereitung und mehr Arbeit, als ihr sehen könnt. Wie ich in einem anderen Artikel schon für die Fotografen-Gilde schrieb: 30 Stunden Gesamtarbeitszeit sind für eine Begleitung von zehn Stunden durchaus realistisch. Das muss bezahlt sein, wenn der Fotograf nicht binnen eines Jahres Konkurs anmelden will. Dessen Leistungen sind nicht vergleichbar mit denen eines Installateurs, der drei Stunden da ist, etwas repariert und damit seine Arbeit getan hat.
Jetzt werdet ihr euch sicher fragen, warum ihr diesen Artikel lesen solltet, wenn er doch ins selbe Horn stößt, wie alle anderen und ihr schon ahnt, was kommt.
Tut ihr nicht.
Ich will euch zeigen, wie ihr sparen könnt ohne auf Qualität verzichten zu müssen. Dazu verfolge ich einen anderen Ansatz, als das Gros der Ratgeber und Websites zu diesem Thema.
Heißt: Ich erzähle euch nicht, dass ihr an der Blumendeko oder an der Hochzeitstorte sparen solltet, nicht aber am Fotografen und dem DJ (auch wenn ich das denke) – oder umgekehrt. Denn wenn eure Prioritäten andere sind, dann ist das eben so und ihr werdet auch einen Fotografen finden, der euch zwölf Stunden Begleitung für 1200 Euro anbietet. Kurz: Wo ihr sparen möchtet, an der Hochzeitstorte oder am Fotografen und DJ, müsst ihr schon selbst entscheiden.
Mein Ansatz zum Sparen ist ein ganz anderer. Das Sparpotential von dem ich rede, fußt im Wesentlichen auf die Erkenntnis, dass euch die Zeit hilft, einige Euro zu sparen. Klingt das tröstlich? Gut. Dann lest weiter. Aber erst einmal gilt es mit einer weiteren Fehleinschätzung auszuräumen: Der berühmten »10.000 Euro-Marke«.
1. Was kostet eine Hochzeit denn nun?
Im Vorfeld exakt zu kalkulieren, welche Kosten für die Hochzeitsfeier entstehen, ist sehr schwer. Da gibt es zu viele Variablen. Klar ist, dass eine Hochzeit mit etwa 70 bis 80 Gästen, Location und Catering, Standesamt / Kirche, Kleid, Ringen, Anzug, Schuhen, Make-up, Fotograf und DJ nicht für 5000 Euro zu haben ist. Wie viel dann? Es kursieren überall Zahlen von 10.000 Euro. Schon nahe der Wahrheit. Etwas realistischer sind Kosten von etwa 15.000 bis 20.000 Euro …
1.1 Hochzeits-Location & Verpflegung
Pro Person muss man für die Location und das Catering mindestens 100 Euro einplanen, besser noch 150 Euro. Bei 150 Euro und 80 Gästen sind wir dann – schwupps – bei 12.000 Euro.
1.2 Hochzeitsfotograf & DJ
Auch fernab jedweder Realität sind Preise von 200 Euro für den DJ oder 600 Euro für eine 10-stündige Begleitung durch den Fotografen. Ratgeber, die derartige Zahlen in den Raum werfen, sind genau so fragwürdig, wie Dienstleister, die sich hierfür anbieten.
Die Stundensätze für professionelle Hochzeitsfotografen bewegen sich zwischen 150 und 300 Euro pro Stunde. Mit DJ/Band und dem Hochzeitsfotografen kratzt man dann schon die ca. 16.000 Euro-Marke.
Ich will dazu nicht weiter in die Tiefe gehen und euch alle Posten aufschlüsseln. Das machen andere Ratgeber und Websites zu Genüge. Mal mehr, mal weniger nahe der Wahrheit.
Kommen wir lieber zum Kern dieses Artikels, zur versprochenen Antwort auf die Frage »Wo und wie sparen« – ohne qualitative Einbußen in Kauf nehmen zu müssen.
2. Frühzeitig planen, schnell entscheiden
Mit der Planung der Hochzeit frühzeitig zu beginnen, ist nicht nur deshalb ratsam, weil ihr dann nicht mit bereits ausgebuchten Dienstleistern konfrontiert werdet und Kompromisse schließen müsst. Nein, es ist einer der Schlüssel zur Kostenreduktion.
Der Grund ist simpel: Die meisten Dienstleister müssen ihre Preise Ende des Jahres anheben. Wenn ihr euch also mit einem Jahr Vorlauf, besser sogar mehr, für eure Dienstleister entscheidet, spart ihr ein erkleckliches Sümmchen pro Dienstleister und in der Summe einen Batzen Geld. Ihr bekommt so nämlich noch die Preise des laufenden Geschäftsjahres. Wer mit viel Vorlauf bucht, kann hier durchaus mit drei- oder vielleicht sogar vierstelligen Einsparungen rechnen.
Zur Erinnerung: Egal wie groß der Vorlauf ist, gilt es den Dienstleister bis spätestens August zu buchen. Das läuft die aktuelle Saison noch auf Hochtouren und nur die Wenigsten werden schon die Preise für das nächste Jahr kalkuliert und veröffentlicht haben.
2.1 Frühbucher- und Winterrabatte
Die Hochzeitsbranche ist ein saisonal geprägtes Geschäft. So mancher Dienstleister bietet Frühbucher- und Winterrabatte an, um die noch wenigen freien Felder seines Terminkalenders voll zu bekommen. Zugegeben: Hierauf zu warten beißt sich etwas mit meinem Rat vor Anhebung der Preise zu buchen. Aber zumindest kann das ein Rettungsanker sein, falls man spät dran ist und im Winter buchen muss. Darauf verlassen kann man sich allerdings nicht. Ich zum Beispiel fahre grundsätzlich keine Rabattaktionen.
2.2 Gutscheine
Manche Dienstleister bieten Gutscheine an, etwa wenn sie weiterempfohlen werden. Kennt ihr also jemanden, der vor kurzem geheiratet hat, fragt sie/ihn danach. Voraussetzung ist natürlich, dass dieser Dienstleister auch in Frage kommt.
3. Welche Hochzeits-Spartipps gibt es noch?
Nun ist der zeitliche Vorlauf als wesentlicher Spartipp benannt. Welche Möglichkeiten gibt es noch die Kosten für die Hochzeit zu minimieren – zumindest abseits der allseits strapazierten Tipps wie Kleid aus China, viel Eigeninitiative und als Brautauto »C-Kadett« statt »67er Ford Mustang Convertible«?
3.1 Leistungen zurückfahren, Dienstleister behalten
Grundsätzlich ist mein Tipp der, sich zu überlegen, wo man sparen kann, OHNE dabei auf die Qualität der Hauptdienstleistung verzichten zu müssen.
Damit meine ich: Verhandelt über die Leistungen des Dienstleisters, nicht über ihn als solchen – wenn dieser euch doch so sehr zusagt. Für einen Hochzeitsfotografen zum Beispiel kann das heißen, die ein oder andere Leistung zurückzufahren. Wie etwa das im Paket inkludierte Fotoalbum eine Nummer kleiner zu wählen (anderer Einband, weniger Seiten) oder den Fotografen nach der Möglichkeit zu fragen, das Album ganz herauszurechnen. Ein verständiger und professioneller Fotograf wird das tun.
Für die Bewirtung kann das bedeuten, auf den Ausschank von hochprozentigen Getränken zu verzichten. Das spart einige hundert Euro und mindert den Spaß keineswegs. Gleiches gilt für viele andere Dinge.
3.2 Feier verlegen
Die Preise für Hochzeitsdienstleistungen unterscheiden sich regional und bundesweit durchaus. Schlicht und einfach deshalb, weil die Lebenshaltungskosten und andere Kosten höher ausfallen. Verlegt ihr eure Hochzeit von Frankfurt nach Darmstadt, lässt sich sparen. Das gilt natürlich auch für andere Städte und Regionen Deutschlands.
Fazit
Ich hoffe, ich konnte euch sowohl die Frage »Was kostet eine Hochzeit?« als auch die Antwort auf die Frage, wie man Kosten einsparen kann, beantworten und den ein oder anderen erhellenden Ansatz liefern.
Ich möchte noch einmal betonen, dass ich für diesen Artikel davon ausgegangen bin, dass ihr rund 70 bis 80 Gäste ladet. Ich bin also nicht verblendet oder abgehoben, wenn ich von mindestens 10.000 Euro Kosten rede.
Achtzig geladene Gäste sind übrigens eine Anzahl, die nach hiesiger Definition eine »etwas größere Hochzeit« darstellt. In Südeuropa bzw. südländischen Kulturen ist eine große Hochzeit eine solche, die bei 300 Gästen beginnt. Darauf wird oft schon mit der Geburt der Tochter gespart. Ich habe neulich von einer mexikanischen Hochzeit gehört, da waren 800 Gäste zugegen. Ob das schön und erstrebenswert ist, sei dahingestellt.
Apropos »Sparen« und damit zum Abschluss. Ihr könnte an Vielem sparen, aber an einem spart niemals (so ihr könnt): am zeitlichen Vorlauf.