Als Hochzeitsfotograf verbringe ich meist den ganzen Tag mit meinen Brautpaaren. Und im Laufe der Zeit habe ich viele Dinge gesehen, die besser hätten vermieden werden sollen. Hier also für angehende Brautpaare die ultimative Anleitung, damit ihr schöne Hochzeitsfotos erhaltet. Nehmt euch einen Kaffee oder einen Tee, lehnt euch zurück und lest diesen Artikel aufmerksam. Im zweiten Teil der Serie der „ultimativen Tipps für gute Hochzeitsfotos“, beschäftigen wir uns mit dem Thema Fotografieren in der Kirche. Ist das überhaupt erlaubt und wenn ja, was müsst ihr beachten?
2. Kirche/Standesamt
2.1 Die Fahrt zur Kirche/Standesamt
Sofern Platz im Brautauto ist, nehmt den Hochzeitsfotografen mit. Er kann von der Rückbank durchaus interessante Fotos machen. Ein weiterer Vorteil ist, dass er garantiert zur selben Zeit vor Ort ist, das Aussteigen der Braut fotografieren kann, um dann in die Kirche bzw. das Standesamt zu eilen, um sich für den Einzug der Braut in Position zu bringen und die Kamera auf die Lichtverhältnisse einzustellen. Ist im Brautauto kein Platz mehr, dann lasst den Fotografen vorfahren und gewährt ihm dabei möglichst einen zeitlichen Vorsprung. Klärt also im Vorfeld mit ihm ab, welche Variante in Frage kommt.
2.2 Der Einzug
Jetzt ist es also so weit. Die Braut schreitet erhaben und wunderschön in die Kirche ein, entweder geführt vom Brautvater oder vom Bräutigam selbst. Ein Schlüsselmoment auch für den Hochzeitsfotografen. Vor allem aber eine Herausforderung für die Kamera. Ihr müsst euch vorstellen, dass durch die geöffnete Kirchentür gleißend helles Licht eintritt, jedenfalls im Verhältnis zu Umgebungshelligkeit in der Kirche selbst, ist der Unterschied frappant. Jetzt noch ein weißes Brautkleid, eingehüllt in weißes Licht … da ist es für jeden Kamerasensor aufgrund mangelnden Kontrastes schwierig den Autofokus zu steuern und scharf zu stellen. Noch dazu kommt, dass die Braut sich bewegt, und zwar auf die Kamera zu. Schon unter normalen Bedingungen ist das die Königsdisziplin für jeden Autofokus. Nun genug der Technik. Könnt ihr der armen Kamera helfen? Ja. Etwas. Rennt nicht in die Kirche herein, bewegt euch wirklich erhaben und langsam.
2.3 Der/die Geistliche
Nicht selten schreitet der Geistliche vor den Brautleuten bzw. der Braut und führt sie zum Altar. Manches Mal auch mit seiner Entourage im Schlepptau: den Ministranten. Das wird für den Hochzeitsfotografen dann zum Problem, wenn zwischen der Braut und dem Geistlichen kein Blatt Papier passt. Denn dann sieht der Hochzeitsfotograf eine Weile nichts anderes, als einen Talar und möglicherweise erst im letzten Moment die Braut.
Tipp also hier: Haltet Abstand von dem/der Geistlichen. Wenn sie/er losläuft, zählt im Kopf bis vier und folgt erst dann.
2.4 Fotografieren in der Kirche
In der Kirche hat der Bedienstete Gottes das Hausrecht, das gilt auch für die Staatsdiener im Standesamt. Und wenn der/die Geistliche bzw. die Standesbeamtin / der Standesbeamte ein Fotografierverbot ausspricht, dann ist das Gesetz.
Aber so weit muss man es gar nicht kommen lassen. Ihr solltet im Vorfeld mit allen reden. Meine Brautpaare haben notfalls sogar die Kirche bzw. das Standesamt gewechselt. Ich trage auch meinen Teil dazu bei, dass alles glatt läuft, indem ich mich vorstelle, und versuche die Angst zu nehmen, ich könne stören. Meine Kameras sind absolut lautlos, man hört sie nicht. Und noch dazu bewege ich mich sehr dezent, meist vor allem dann, wenn Musik gespielt wird. Kurz: Bis jetzt habe ich noch immer fotografieren dürfen.
Dennoch: Ihr solltet das unbedingt vorher abklären. Später ist es zu spät, wie das nachfolgende Video unter Beweis stellt.
2.5 Der Ringtausch
Wieder ein Schlüsselmoment, der eingefangen werden will und eine gewisse Herausforderung darstellt. Die Kamera muss darauf scharf stellen. Je nachdem wie die Lichtverhältnisse sind und wie schnell der „Vorgang“ vonstatten geht, ist das eine kleine Herausforderung.
Nehm euch also etwas Zeit beim Ringtausch. Ihr müsst es dabei nicht so übertrieben verlangsamen, dass es schon grotesk wirkt, aber drei oder vier Sekunden dürfen schon vergehen. Ebenfalls wichtig ist die Haltung der Ringe. Das entscheidet darüber, ob der Fotograf die Ringe „sehen“ kann.
Haltet den Ring beim Aufstecken mit ausgestrecktem Daumen und Zeigefinger an der Ober- und Unterseite, während die restlichen Finger eine Faust bilden. Am besten ist, wenn man das im Vorfeld ein paar Mal geübt hat.
Schaut auch, wie ihr zum Fotografen steht. Es nützt nichts, die Ringe so auf den Finger des anderen zu schieben, wie ich es hier beschreibe, wenn ihr dem Fotografen den Rücken zudreht.
2.6 Der Kuss
Auch für den Kuss gilt: Lasst euch Zeit. Nicht übertrieben viel, aber gebt dem Fotografen und dem Autofokus seiner Kamera die Chance, diesen Moment auch wirklich festzuhalten.
2.7 Der Auszug
Für den Auszug gilt, was für den Einzug gilt. Lasst euch etwas Zeit, rennt nicht. Wenn der/die Geistliche vorweg läuft, haltet Abstand.
2.8 Überraschungen
Oftmals bereiten die wartenden Gäste dem Brautpaar vor der Kirche oder dem Standesamt eine Überraschung bzw. veranstalten ein traditionelles Hochzeitsspiel. Vermutlich wisst ihr nichts davon, sonst wäre es ja keine Überraschung. Aber irgendjemand plant diese Dinge und der Hochzeitsfotograf sollte im Vorfeld davon wissen, damit er richtig steht bzw. sich in Position bringen kann. Verteilt, zeitlich weit vor der Hochzeit, die E-Mail-Adresse oder die Telefonnummer des Fotografen an alle potentiellen Planer solcher Überraschungen bzw. Spiele. Das sind meistens die Eltern der Brautleute und/oder die Trauzeugen und Trauzeuginnen. Sie sollten den Fotografen in ihre Pläne eingeweiht haben.