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Was ist das eigentlich, ein »Styled Shooting«?
Jeder hat sie schon einmal auf Instagram gesehen, diese wunderbaren Fotos von einer Braut auf den Klippen irgendwo in Mallorca oder in der Nähe eines Wasserfalls in der Karibik. Die Fotos sehen aus, als seien sie für Vogue oder sonstige Hochglanzmagazine geschossen worden.
Das kann jeder gute Hochzeitsfotograf problemlos reproduzieren. Aber dafür braucht er Rahmenbedingungen, die auf einer Hochzeit meist NICHT existieren. Zumindest nämlich Zeit.
Und so fragt man sich unweigerlich, wie der Fotograf es in den verfügbaren dreißig bis sechzig Minuten zwischen – sagen wir – Kirche und Sektempfang geschafft hat, derartige Bilder zu produzieren? Selbst wenn die Location als Hochzeitsort authentisch ist.
Die Antwort lautet schlicht: hat er nicht.
Das sind in der Regel besagte »Styled Shootings«, die mit Models oder ehemaligen Brautpaaren durchgeführt wurden. Ein »Styled Shooting« bedarf einer guten und aufwändigen Vorplanung, unter Einbeziehung von viel Licht (i.d.R. ein bis zwei Blitze, Reflektoren etc.) und Zeit. Und die fehlt auf einer Hochzeit. Oft sind auch noch Assistenten und Stylisten zugegen.
Indikatoren für Styled-Shoots können unter Umständen folgende Merkmale sein:
- Die Paare sehen ausnahmslos (oder zumindest überwiegend) perfekt aus. Eben wie Models.
- Die Locations sind alle umwerfend. Mallorca, die Toskana, Strand, Meer, Sonne. Lebt der Fotograf in der Region, dann ist das plausibler, als wenn er seinen Geschäftssitz in Frankfurt hat. Dann sollten sich aber auch Fotos von Hochzeiten aus Frankfurt bzw. Deutschland finden.
- Gibt es Ringe an den (richtigen) Fingern?
- Finden sich auf den Fotos auch Gäste im Hintergrund? Achtung. Selbst wenn sie zu sehen sind, ist nicht zwangsläufig auf die Authentizität der Hochzeit zu schließen. Es gibt Fotografen, die casten und organisieren tatsächlich auch „Gäste“, drapieren mit ihnen den fotografischen Hintergrund. Umgekehrt gilt aber auch: Die Abwesenheit von Fotos mit Gästen kann auch einfach heißen, dass der Fotograf aus Datenschutzgründen darauf verzichtet hat, solche Fotos online zu stellen.
- Gibt es ausschließlich Paarfotos? Nicht eine Hochzeit, auf der man Fotos vom Einzug oder dem Auszug aus der Kirche, dem Ringtausch oder andere, für eine Hochzeit typischen Schlüsselszenen sehen kann? Zugegeben: Wenn der Fotograf eben nur Paarfotos zur Schau stellen möchte oder aus Datenschutzgründen nur solche veröffentlicht, dann ist das nicht gleich verdächtig.
Für all die genannten Indikatoren gilt: Sie können darauf hinweisen, dass man es mit Styled-Shoots zu tun haben – müssen es aber nicht zwangsläufig. Nachfragen hilft.
Bei der Auswahl des Hochzeitsfotografen sollte man sich die Fotos daher genau ansehen und sich immer fragen, ob diese auf einer richtigen Hochzeit entstanden sein können. Kommt man zu dem Schluss, dass das zweifelhaft scheint, wäre es ratsam, den Fotografen nach Fotos zu fragen, die unter realen Bedingungen geschossen wurden – also unter Zeitdruck.
Ausnahmen können After Wedding-Shootings sein. Da hat man meist mehr Zeit. Aber auch da muss man sich fragen, ob der Fotograf und das Brautpaar mal eben ins Flugzeug gestiegen sind, um am Meer von Spanien im Sonnenuntergang zu fotografieren. 😉 Nicht, dass man dann enttäuscht ist, weil die Halogenstrahler im Freibad von Essen nicht so malerisch wirken, wie der Sonnenuntergang an der Costa Brava.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir jetzt ein paar Feinde mache, aber: Ein »Styled-Shooting« ist meines Erachtens eine wunderbare Sache um seine Fähigkeiten als Fotograf unter Beweis zu stellen, nicht aber seine Fähigkeiten als Hochzeitsfotograf. Denn da zählt, wunderbare Fotos unter Zeitdruck zu machen. Grundsätzlich spricht nichts gegen ein »Styled-Shooting«, allerdings vertrete ich persönlich die Meinung, dass man das dann auch als ein solches ausweisen muss.
Tut man es nicht, sind es zwar noch immer tolle Fotos, aber im Wesentlichen vor allem eines: Blendwerk.
Will man Blendwerk nicht auf den Leim gehen, empfiehlt sich alle vorgenannten Punkte zu verinnerlichen und, trotz aller vielleicht anfänglichen Begeisterung über irgendwelche Fotos, auch einen prüfenden Blick auf selbige zu werfen.
Möchte man absolute Sicherheit, dass man einen Hochzeitsfotografen engagiert, der weder mit (ungekennzeichneten) Workshopbildern noch mit (ungekennzeichneten) Styled Shoots wirbt, gibt es mit den Wedding Unicorns eine Vereinigung von Hochzeitsfotografen, die ich an dieser Stelle wärmstens empfehlen möchte. Hier finden sich ausschließlich geprüfte Hochzeitsfotografen (so auch ich), die bereits viel Erfahrung haben, Qualität bieten und Workshop-Fotos oder Styled-Shoots ausdrücklich kennzeichnen – wenn sie sie überhaupt machen.
PS: Liebes Essener Freibad: Ich bin sicher, ich kann fantastische Paarfotos in eurem Freibad machen! Im Darmstädter Woog hat es geklappt.
PPS: Alle in diesem Beitrag gezeigten Fotos sind KEINE Styled Shoots, sondern im Rahmen von echten Hochzeiten oder Engagement-Shootings entstanden.
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