Der perfekte Hochzeitstag – oder wie ihr Fehler vermeidet
Wie Hochzeitsfotos und der Hochzeitstag gelingen, kann niemand besser erzählen, als ein Hochzeitsfotograf. Wohlan. In diesem Artikel gebe ich euch eine Menge Tipps zu Retuschen, Sonnenbränden, übermotivierten Wedding Planern, Hund und Katz, Onkel Bob, Bilderfluten, Hochzeitslocations und Bridezillas. Am Ende verrate ich euch, was den wirklich perfekten Hochzeitstag ausmacht.
1. Retuschen
Hin und wieder werde ich von meinen Brautleuten gefragt, wie weit die Retusche geht, was und in welchem Umfang von mir bearbeitet wird. Ja, manches Mal taucht sogar die Frage auf, ob man auch Proportion verändern könne.
1.1 Was geht und was nicht?
Jeder seriöse Hochzeitsfotograf ist bestrebt, euch phänomenal aussehen zu lassen. Und natürlich ist mit Photoshop unglaublich vieles möglich. Aber nicht alles macht Sinn und noch weniger davon ist bezahlbar. Denn in der Tat sind derartige Arbeiten extrem aufwändig und daher nicht Teil der Arbeit eines Hochzeitsfotografen – eben weil sie schlichtweg nicht bezahlt werden.
Konkret bedeutet das: Personen werden nicht verschlankt, Gesichtsproportionen werden nicht verändert, Sommersprossen werden nicht beseitigt und Muttermale nicht weggezaubert. All das gehört zu euch und macht euch aus. Ein Sonnenbrand ist ein viel größeres Problem, ebenso wie allergische Reaktionen oder Haut-Reizungen, die in partiell roten Flecken münden. Derartiges zu beseitigen gehört ebenfalls in die Kategorie »Aufwändige Retuschen«, auch wenn es ein temporäres Problem ist.
1.2 Sonnenbrand und Hautreizungen
Mein Tipp für Bräute: Einen Monat vor dem Hochzeitstag sollte man sich nicht derart intensiv der Sonne aussetzen, dass die Bikiniträger Spuren hinterlassen haben. Auch ist geraten, genau zu prüfen, ob der Stoff des Brautkleides Hautirritationen hervorruft. Beides habe ich schon einige Male gesehen.
1.3 Temporäre Merkmale
Was Hochzeitsfotografen retuschieren, sind temporäre Merkmale. Dazu gehören Pickel oder vielleicht auch mal eine querliegende Haarsträhne. Auch das Bleichen der Zähne ist, zumeist beschränkt auf die Paarfotos, durchaus ein Teil der Retusche-Arbeit. Einschränkend gilt aber auch hier: Besagte Pickel, querliegende Haarsträhnen oder gelbe Zähne werden meist nur im Rahmen der zu einem Paket gehörenden Anzahl von Retuschen beseitigt, nicht aber über alle Fotos hinweg, die während einer Hochzeit entstanden sind.
2. Andere Dienstleister
Jeder Dienstleister ist bemüht, eure Hochzeit zu etwas ganz Besonderem zu machen. Das gilt für die Betreiber der Location, Videographen, Wedding Planer und natürlich uns, die Hochzeitsfotografen. Für alle Dienstleister, die Ihr beauftragt, gilt Folgendes: Ihr bestimmt, wie es läuft. Nicht umgekehrt. Lasst Euch das Heft nicht aus der Hand nehmen. Jeder Dienstleister hat seinen Job so diskret zu tun, wie nur irgend möglich. Ist das mal nicht der Fall, schreitet ein, besser noch: lasst einschreiten.
2.1 Weddingplaner
Wenn ihr einen Wedding Planer engagiert, dann sollte es einer sein, der in der Lage ist, die Strippen unauffällig im Hintergrund zu ziehen – so, dass ihr nichts davon mitbekommt.
2.1 Videographen und Fotografen
Zum Verhältnis von Videographen und Fotografen kann man durchaus sagen, dass sie manches Mal wie Katz und Hund sind, weil sie um denselben Raum »konkurrieren«. Das ist auch in Ordnung so. Aber erfahrene Hochzeitsfotografen und ebenso erfahrene Videographen wissen wie sie sich zu bewegen haben, um sich nicht in die Quere zu kommen. Noch einfacher wird das, wenn Ihr entschieden habt, und das auch ganz klar zum Ausdruck gebracht, wessen Raum der Wichtigere ist. Entscheidet ihr, dass euch das Video am Herzen liegt, sagt das dem Hochzeitsfotografen und er wird dem Video-Kollegen den Raum lassen, den er braucht. Entscheidet ihr anders, kommuniziert das klar und unmissverständlich in Richtung des Videographen. Dass ihr Profis engagiert, ist umso wichtiger, je gleichwertiger der Stellenwert ist, den ihr den Ergebnissen beider Dienstleister beimesst.
2.2 Onkel Bob
Ich habe auf Hochzeiten schon erlebt, dass der berühmt-berüchtigte »Onkel Bob«, also ein Verwandter oder Bekannter, für das Video (und/oder Fotos) angeheuert wurde. Der aber stand mir leider oft im Weg, weswegen ich ihn irgendwann höflich aber bestimmt in die zweite Reihe verweisen musste, um die Investition der Brautleute zu schützen. Nämlich die Investition in mich und meine Bilder. Und die ist nicht gerade gering. Kommuniziert im Vorfeld klar und deutlich, dass der Hochzeitsfotograf das Heft in der Hand hat – das gilt ganz besonders für die Schlüsselszenen. Denn »Onkel Bob« ist kein Profi und weiß nicht, wie er sich zu bewegen hat.
2.3 Get together
Abgesehen vom fotografierenden Verwandten und Bekannten, ist das Beste, ihr bringt alle professionellen Dienstleister »zusammen«, sodass sie sich im Vorfeld der Hochzeit be- und absprechen können. Das ist im Übrigen der Grund dafür, dass ich alle meine Brautleute nach den Adressen und Telefonnummern aller beteiligten Dienstleister frage.
3. Location
In meinem Artikel »HOCHZEIT MACHEN BILDER UND KLEIDER LEUTE?« habe ich es bereits ausgeführt und bekräftige wieder: Die Wahl einer schönen und hellen Location ist eine wichtige Zutat auf dem Weg zu noch wohlgerateneren Fotos. Seht also nach Möglichkeit zu, dass euer Getting-Ready nicht in einer kleinen, dunklen Kammer stattfindet, eure standesamtliche Hochzeit nicht in einem holzvertäfelten, vom sechziger Jahre Flair beherrschten Standesamt. Auch wenig schick ist die Hochzeitsfeier bzw. Party im drögen Konferenzsaal eines Hotels.
Damit wir uns nicht missverstehen: Ich bin mit diesen Ratschlägen nicht automatisch Fürsprecher für die Hochzeit in einem pompösen Schloss, einer Burganlage oder Villa, die euch ein Vermögen kosten. Schöne Locations lassen sich auch mit geringem Budget finden. Ich rate lediglich dazu, alle Locations auch mit Blick auf auseichend Licht auszusuchen und auch ein wenig zu bedenken, wie die Räumlichkeiten wohl auf Fotos wirken. Immerhin gebt ihr einen unter Umständen nicht geringen Teil eures Budgets für selbige aus.
4. Anzahl der Bilder
Mitunter scheint mir, dass bei der Auswahl des Hochzeitsfotografen vorgegangen wird, wie am All-You-Can-Eat-Buffet. Je mehr fürs Geld, desto besser. Aber gilt das auch für die Anzahl der Fotos? Ich sage Nein. Was will man als Brautpaar mit 1000 oder mehr Fotos? Ist es nicht wesentlicher, auf die Qualität als auf die Quantität zu achten?
4.1 Quantität statt Qualität?
Sucht ihr einen Fotografen nach der Anzahl der übergebenen Fotos aus, bekommt ihr Quantität, aber selten Qualität. Ich gebe, je nach Dauer der Hochzeit zwischen 300 und 600 Fotos ab. Selten mehr. Man kann davon ausgehen, dass pro Stunde etwa 100 bis 150 Fotos entstehen. Bei einem vierzehnstündigen Hochzeitstag also maximal 2100. Aber natürlich sind nicht alle Fotos zu gebrauchen. Also wird ausgedünnt und aus jeder »Szene« das beste Foto ausgesucht.
Jetzt stellt euch vor, ihr bekommt diese 2100 Fotos. Daraus kann man prima ein animiertes Daumenkino machen, aber ob das sinnvoll ist, darf bezweifelt werden. Achtet bei der Auswahl des Hochzeitsfotografen darauf, dass er die Stimmung einfangen kann, er mit seinen Bildern eine Geschichte erzählt. Wenn er das über weite Strecken auch noch kunstvoll erledigt, habt ihr am Ergebnis mehr Freude, als an der Anzahl der übergebenen Fotos.
5. Zeit fürs Paarshooting
Jeder Hochzeitsfotograf, der länger im Geschäft ist, weiß, wie schwierig es für die Brautleute ist, sich für das Paarshooting der eigenen Hochzeit und den Hochzeitsgästen zu entziehen. Natürlich will man einerseits schöne Fotos und andererseits nicht allzu lange fern bleiben. Verständlich.
5.1 Aufwärmen
Aber ganz egal wie viel Erfahrung euer Hochzeitsfotograf hat, wird er seine Zeit benötigen, um schöne Paarfotos zu schießen. Vor allem deshalb, weil ihr unerfahren seid und es darum eine Weile dauert, bis ihr entspannt genug seid. Eure Fotograf wird alles tun, damit ihr euch wohl fühlt. Rechnet etwa 20 Minuten, die ihr benötigt, um vor und mit der Kamera warm zu werden. Insgesamt solltet ihr euch etwa eine Stunde Zeit für das Paarshooting einplanen.
5.2 Die Geduld des Bräutigams
Und noch etwas: Viele Hochzeiten und Paarshootings haben mich gelehrt, dass die frischgebackenen Ehemänner durchschnittlich etwa fünfundvierzig Minuten Geduld für das Paarshooting aufbringen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Hier, liebe Bräute, ist euer weiblicher Charme gefragt, den Liebsten noch etwas länger durchhalten zu lassen. 😉
6. Bridezillas
Sie sind selten, aber es gibt sie, die Bräute, die sich zu sogenannten »Bridezillas« entwickeln. In dem Drang, dass alles perfekt sein muss, mutieren sie zu Nervenbündeln und geben den Stress, den sie empfinden, an andere weiter – und das, obwohl sie sonst die nettesten Personen der Welt sind.
Ich garantiere euch, das ruiniert den Hochzeitstag, ist viel schlimmer, als wenn mal etwas schief läuft oder der Zeitplan etwas aus den Fugen gerät. Das wird man auch den Hochzeits-Fotos ansehen.
6.1 Relax!
Also: Entspannt euch! Je besser euch das gelingt, desto entspannter sind eure Gäste und auch eure Dienstleister. Übrigens: Die meisten Hochzeitsfotografen sind auch Meister darin, aufgeregte Bräute zu beruhigen. Sie kennen nahezu alle Fallstricke, die großen und kleinen Sorgen der Bräute. Ich habe noch keine Hochzeit erlebt, da es nicht irgendetwas gab, das der Braut Sorge bereitet hätte. Sei es die Hochzeitssängerin, die nicht zu erreichen war, aber in zwanzig Minuten in der Kirche stehen sollte oder die Visagistin, die sich verfahren hatte.
Ich konnte noch immer alle meine Bräute beruhigen und am Ende ist es gut ausgegangen. Aber selbst wenn das einmal nicht der Fall sein sollte, ist es kein Weltuntergang. Die meisten eurer Gäste werden nichts von einer Panne mitbekommen. Wäre die oben genannte Hochzeitssängerin nicht aufgekreuzt, dann wäre das sicherlich schade, aber kaum jemand hätte es bemerkt. Es hätte weder der Schönheit der Trauung noch der des ganzen Hochzeitstages Abbruch getan.
6.2 Zu voller Zeitplan
Apropos »Zeitplan«. Der ist wichtig, aber packt ihn nicht zu voll. Denn dann ist fast garantiert, dass er aus den Fugen gerät. Plant Pausen für eure Gäste ein. Viele davon, vor allem wenn es sich um verstreut lebende Verwandte und Familienangehörige handelt, haben sich lange nicht gesehen und möchten Zeit miteinander verbringen und sich unterhalten. Gebt sie ihnen. Das mindert auch euren Stress. Natürlich kann man das auch mit etwas Interessantem verbinden. Etwa mit einer Kutschfahrt durch die Weinberge o.ä.
6.3 Fazit: Der perfekte Hochzeitstag
Der perfekte Hochzeitstag besteht nicht darin, dass alles perfekt läuft. Er besteht darin, dass alle Spaß haben und entspannt sind. Das gelingt umso besser, je entspannter ihr seid und das ausstrahlt. Macht euch also mit eurer Entspanntheit zum Mittelpunkt des Tages, nicht mit eurer Nervosität oder dem Drang alles kontrollieren zu wollen.