„Machen Hochzeit Bilder“, wie „Kleider Leute“?
Äh was? Das klingt ja nach verquerem Deutsch. Was meint der Hochzeitsfotograf damit? Das ist im Grunde ganz einfach. Gute Hochzeitsbilder entstehen nicht wie selbstverständlich, sprich, (auch) eine Hochzeit macht die Bilder. Um klar zu machen, worum es mir geht, werde ich zunächst ein paar Schlüsselfaktoren nennen, damit das Projekt „Gute Hochzeitsfotos“ Realität werden kann.
Die Zutaten
Zunächst braucht es einen guten Hochzeitsfotografen oder -fotografin mit Kreativität, Leidenschaft und Erfahrung. Die nächste Zutat ist nicht, wie viele jetzt denken mögen, »gutes Equipment«. Irrtum. Es ist »Licht«. Und zwar gutes Licht. Der Hochzeitsfotograf kann sich sein Licht auch selbst machen, aber wer will schon dauernd das Geblitze um einen herum haben?
Die dritte Zutat ist die Umgebung und sie ist, in den meisten Fällen jedenfalls, genau der Faktor, auf den der Fotograf keinen Einfluss hat. Allenfalls, und das auch nur im begrenzten Maße, im Rahmen des Paarshootings. Genau um diesen dritten Faktor soll es in diesem Artikel gehen, womit er sich denn auch an euch als Brautpaare richtet.
Legen wir los.
Ihr wählt die Location für das Getting Ready, sucht die Kirche bzw. das Standesamt und die Location für die anschließende Hochzeitsfeier aus. Damit bereitet alleine ihr den Boden für gute Bilder von eurer Hochzeit. Wenn ihr jetzt denkt, dass die Fotos bei der Auswahl vorgenannter Locations nicht euer erster Gedanke sind, ich vielleicht ein bisschen zu viel verlange, kann ich das verstehen. Ja, es scheint sogar logisch. Aller Wahrscheinlichkeit nach seid ihr keine Fotografinnen oder Fotografen.
Dennoch sage ich: Es sollte durchaus zu einem Entscheidungskriterium werden. Schließlich zahlt ihr dem Hochzeitsfotografen eine Menge Geld, zumindest wenn ihr einen professionellen Fotografen beauftragt, der den im ersten Absatz genannten Kriterien »Erfahrung«, »Leidenschaft« und »Kreativität“ entspricht. Der kann dann vermutlich auch eine Menge, aber eines kann er nicht: zaubern – trotz aller »Kreativität« und »Leidenschaft«. Das bedeutet nämlich nicht, dass er euch Hawaii in den Hintergrund eurer Bilder von der Hochzeit »photoshopped«. Das wäre sonst ein ziemlich schlechter Hochzeitsfotograf.
Konkreter? Okay. Ich werde konkreter.
Ihr bereitet den Boden
Wenn ihr ein Getting Ready in einem klitzekleinen, dunklen Zimmerchen veranstaltet, dann wird dieser tolle Hochzeitsfotograf in seinen Möglichkeiten limitiert. Er muss möglicherweise mit schlechtem Licht und wenig Bewegungsfreiheit arbeiten, kann aufgrund der Platzverhältnisse nur aus einer Perspektive Bilder schießen. Wie langweilig – und dabei können beim Getting Ready so kunstvolle Bilder entstehen.
Ähnliches gilt für alle anderen Locations.
WYSIWYG
Ich habe bereits Bilder von einer Hochzeit im schmucklosen, vom 70iger Flair beherrschten, mit Neonlicht durchfluteten Meeting-Saal eines Konferenzhotels gemacht. Natürlich habe ich mir größtmögliche Mühe gegeben, diese Umgebung fotografisch weitestgehend auszublenden und auch das üble Licht zu kompensieren, den Hintergrund nicht die Hochzeitsbilder dominieren zu lassen, aber man kann und will nicht immer nur Nah- und Portraitaufnahmen produzieren. Ich möchte auch weitwinklige Fotos schießen, die Szene, die Geschehnisse zeigen. Und das tue ich dann auch. Denn: Ich bin für eine Reportage gebucht. Das Wesen einer Reportage ist, alles so festzuhalten, wie es ist.
Verliert kein Geld
Und deshalb wiederhole ich es noch einmal: Ihr gebt einen Haufen Geld für einen guten Hochzeitsfotografen aus. Der soll euch tolle Bilder von eurer Hochzeit liefern. Also baut ihm die Basis, wählte schöne, möglichst helle Locations aus. Das geht auch, wenn das Budget vielleicht nicht ganz so groß ist. Ich habe schon viele, tolle Räumlichkeiten gesehen, die weit weniger teuer waren, als gedacht.
Achtet vor allem auf das Standesamt. Meidet die mit Mahagoni vertäfelten Löcher mit gruseligem (Misch-)Licht, so wie ich sie hier in Frankfurt und Darmstadt oft gesehen habe. Das dürfte auch in Mainz, Wiesbaden oder anderen Städten der Republik nicht anders sein. Aber es gibt auch eine Menge wunderbarer Ausnahmen. Findet sie, dann ruft mich an und Bilder von eurer Hochzeit, mit – wohlgemerkt – schönen Hintergründen steht nichts mehr im Wege 😉