Fotobox mieten?
In diversen Hochzeitsforen und Facebook-Gruppen wird von Brautleuten nicht selten die Frage aufgeworfen, auf was man bei einer Fotobox zu achten habe. Ich habe diese Frage schon einmal speziell für Hochzeitsfotografen beantwortet, allerdings mit dem Fokus auf Rentabilität und technische Details. Dieser Artikel nun adressiert alleine Euch Brautleute.
1.0 Worin unterscheiden sich Fotoboxen?
Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Fotoboxen – oder Photobooths, wie man sie im englischen Sprachraum nennt. Sie unterscheiden sich natürlich im Wesentlichen durch ihre technische Ausstattung, aber auch durch ihr Gehäuse – und das ist, so viel sei jetzt schon verraten, nicht unwichtig. Dazu später mehr.
2.0 Die Hardware
2.1 Blitz und Kamera
Einem der Punkte, denen man Aufmerksamkeit schenken sollte, sind a.) der Blitz und b.) die verbaute Kamera. Die Fotobox sollte unbedingt einen leistungsstarken Blitz haben, wenn ihr scharfe und gut belichtete Fotos haben wollt. Ein potententer Studioblitz ist hier ratsam, im Idealfall mit einem sogenannten Beautydish. So etwa wie dieser hier, der ganz oben auf der Photobooth zu sehen ist:
Ein kleiner Aufsteckblitz, wie ihn vor allem Selbstbaulösungen haben, kommt da meist nicht heran und je dunkler, bzw. im Licht unbeständiger die Umgebung ist, desto schwieriger wird es, mit einem solchen Blitz gleichmäßig und schön ausgeleuchtete Ergebnisse zu erzielen.
Meist ist eine Spiegelreflexkamera verbaut und hier muss es nichts wahnsinnig tolles, mit gigantischen Auflösungen sein. 12 Megapixel reichen vollkommen. Viel wichtiger ist, dass ein Weitwinkelobjektiv draufgeschraubt ist. Hier empfehlen sich Objektive die 16-24 Millimeter bedienen können. Warum? Je weitwinkliger ein Objektiv eingestellt ist, desto mehr bekommt ihr von der Umgebung drauf – eben auch größere Gruppen vor der Fotobox. Das heißt auch: Je weniger Platz ihr habt, desto wichtiger wird ein derartiges Objektiv.
Oftmals werkelt eine günstige WebCam im Gehäuse. Davon kann ich nur abraten. Schließlich zahlt man hier auch 250 Euro, bekommt aber Ergebnisse, die nicht mit den Fotos einer Spiegelreflex mithalten können. Und was nützt eine Fotoflatrate, wenn davon 70-80% Ausschuss sind?
2.2 Das Gehäuse
Kommen wir nun, wie angekündigt, zum Gehäuse. Die meisten Fotoboxen hat man es mit leichten, transportable Lösungen zu tun, die auf Boxenständern stehen. Ich mag sie nicht, denn je leichter eine Photobooth ist, desto wackliger steht sie. Und wacklige Fotoboxen sind, gerade auf Hochzeiten wo oft auch tobende Kinder zugegen sind, gefährdet. Wenn die Fotobox umfällt, kann sich jemand verletzen und/oder die Fotobox Schaden erleiden. Und viele Anbieter wälzen die Verantwortung natürlich komplett auf den Kunden ab. Aber das ist nicht das einzige Problem.
Die Fotoboxen werden meist über das Display ausgelöst, will heißen, man drückt auf einen Bereich des Displays und nach ein paar Sekunden wird das Foto geschossen. Das Problem: Wenn die Fotobox auf einem wackligen Ständer steht, schwingt sie bei Berührung des Displays nach. Das kann zu unscharfen Fotos führen, wenn die Verschlusszeit nicht klein genug ist bzw. der Blitz nicht stark genug. Hat sie keinen Blitz, sondern nur ein LED-Dauerlicht, ist das fast ein Garant für einen hohen Ausschuss.
Das ist auch der Grund dafür, dass ich eine sehr schwere Photobooth besitze, die, auf einen massiven Unterschrank gebaut, fest steht wie ein Fels. Kein Kind kann sie umwerfen und sie schwingt auch nicht nach.
Solche Photobooths eignen sich natürlich nicht zum Selbstaufbau durch euch. Aber warum auch? Ihr solltet Eure Hochzeit genießen und Euch nicht damit beschäftigen müssen, die Fotobox aufzubauen und bei technischen Schwierigkeiten in Eigenregie zu entstören.
Mein Rat daher: Wenn ihr Euren Hochzeitsfotografen bucht, fragt ihn gleich nach einer Photobooth. Das hat meist noch den Vorteil, dass ihr sie günstiger bekommt, da er Eure Hochzeit begleitet.
2.3 Der Drucker
Wenn ihr euch entschieden habt, auch eine Druckmöglichkeit anzubieten, dann solltet ihr sicherstellen, dass der Drucker schnell ist, Fotos in 300 DPI auf 10×15 cm Hochglanzpapier ausdrucken kann. Oft is es leider so, dass der Drucker nur schmale Bildstreifen ausdruckt und die Fotos dann so winzig sind, dass sie nicht wirklich als Erinnerung taugen. Zumindest fallen dann aber keine Unschärfen auf, die diese günstigen Webcams fast zwangsläufig produzieren.
Hier seht ihr einen günstigen Drucker, wie er in vielen Fotoboxen verbaut ist:
Bedenkt des Weiteren, dass man bei kleinen Tintenstrahl- oder Thermosublimationsdruckern von Versendern nach nur wenigen Fotos die Papier- und Tintenkassette, bzw. Papier- und Farbbandrolle (~ 20 Fotos) wechseln muss. Das sind keine professionellen, auf Leistung getrimmte Drucker. Bei einem professionellen Thermosublimationsdrucker kann man (je nach Größe der Papier- und Folienrolle und Abmaße der Fotos) 400-700 Fotos und mehr drucken, ohne auch nur einen Handstreich tun zu müssen.
Schnelligkeit ist vor allem deshalb wichtig, weil sich sonst Schlangen vor der Fotobox bilden. Und ich kann Euch versichern, dass das dem Spaß abträglich ist.
Ein guter, professioneller Thermosublimationsdrucker schafft den Ausdruck eines Fotos in den Abmaßen 10×15 cm in etwa 7 Sekunden. Ein handelsüblicher Tintenstrahldrucker oder kleiner Thermosublimationsdrucker braucht dafür bis zu einer Minute!
2.4 Zweites Display
Nicht unbedingt nötig, aber durchaus hilfreich, ist ein zweites Display auf der Gehäuseseite, über das die Gäste Fotos zum erneuten Druck oder Versenden per E-Mail (an sich selbst), Teilen auf Facebook & Co. auswählen können, während der Betrieb am Hauptdisplay (an der Frontseite der Fotobox) ungehindert weitergehen kann. Das ist ein Feature, das ebenfalls für die Reduktion von Warteschlangen sorgt. Das allerdings bieten nur die wenigsten Fotoboxen an. Meine Photobooth kann das und ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht.
3.0 Software
3.1 Mehrere Bilder pro Papier
Das meines Erachtens wichtigste Feature einer Software sollte sein, dass sie in der Lage ist, mehrere Bilder auf ein Papier zu drucken. Natürlich sollte auch euer Name und das Hochzeitsdatum (oder was immer ihr möchtet) einzudrucken sein.
3.2 Automatischer Upload von Fotos
Auch ein großer Spaß ist, wenn die Fotos von der Fotobox in Echtzeit von allen Gästen zum Beispiel auf dem Handy angesehen werden können. Das funktioniert dann, wenn die Fotobox ein eigenes WLAN aufbauen kann bzw. die Fotos sofort in einen passwortgeschützen Bereich ins Internet hochlädt.
4.0 Sonstiges
4.1 Hintergrundsystem
Es ist sicher nicht unbedingt notwendig, aber am Ende kommen deutlich schönere Fotos dabei raus, wenn ihr noch ein Hintergrundsystem bzw. eine Fotowand ordert. Fragt den Anbieter der Fotobox nach verschiedenen Hintergründen. Versender bieten oft kein Hintergrundsystem an.
4.2. Accessoires
Die meisten Hochzeitsfotografen bieten ihre Fotobox mit Accessoires und Verkleidung an, also Hüte, Bärte, aufblasbare Instrumente und Kussmünder etc. Bei vielen Anbietern ist dies nicht immer der Fall und wenn ihr einen solchen wählt, müsst ihr selbst für die Verkleidung sorgen.
4.3 Digitale Dateien
Die Fotobox sollte alle gemachten Fotos auch lokal speichern, sodass ihr die Fotos nachher auf einen USB-Stick exportieren könnt.
4.4 Die Mär von der Flatrate
Prüft, wie viele ausdruckbare Fotos im Preis inbegriffen sind. Eine Fotoflatrate bezieht sich oft nur auf die unbegrenzte Anzahl von digitalen Fotos. Bei hochwertigen Druckern ist die Anzahl meist limitiert. Bei günstigen Druckern bzw. Versendern meint eine „Fotoflatrate“ zwar durchaus die Anzahl der ausdruckbaren Fotos, allerdings sind das dann eben besagte schmale Fotostreifen, mit kleinen Fotos und keine hochqualitativen Ausdrucke im Format 10×15 cm. Auch wird oft außer Acht gelassen, dass sie natürlich nur eine endliche Anzahl von Druckmaterial beilegen können. Wenn man es dann durchrechnet, kommt man oft auch nur auf zwischen ca. 250 und maximal 800 Fotos. Beweise? Gerne.
Nehmen wir an, ein Anbieter gibt für seine Foto-Flatrate an, dass die Gäste inklusive Verkleiden und Posieren ca. 2-3 Minuten benötigen, um vier Fotos einer Serie aufzunehmen. Danach folge eine Druckzeit von etwa einer Minute. Der Anbieter gibt weiterhin an, Druckmaterial für mindestens 14 Stunden Non-Stop-Betrieb beizulegen.
Die Rechnung: 14 Stunden x 60 (Minuten) = 840 Minuten. Mittelwert aus 2-3 Minuten für das Aufnehmen der Serie sind 2,5 Minuten. Zuzüglich 1 Minute Druckzeit kommt man in Summe auf 3,5 Minuten. Da die nächsten aber während der Druckzeit aufnehmen können, ist zu Gunsten des Anbieters von 2,5 Minuten auszugehen. 840 Minuten : 2,5 ergibt 336 Fotos. Der Anbieter garantiert also mindestens Druckmaterial für 336 Fotos beizulegen …
Doch selbst wenn bei dem Angebot rechnerisch vielleicht das Doppelte an gelieferten Druckmaterial herauskommt, heißt das noch lange nicht, dass man es auch aufbrauchen kann. Limitierender Faktor ist nämlich meist der günstige und damit langsame Drucker (oft ein Canon SELPHY CP1300). Er macht das Ausnutzen der sogenannten „Druck-Flat“ zu einem Geduldspiel. Und so werden meist weit weniger Ausdrucke gemacht, ja, man kratzt noch nicht einmal am Papier-Limit. Das ist vom Anbieter auch genau so kalkuliert. Aber „Flat“ hört sich für die meisten Kunden dann doch zu verlockend an …
4.3 Kosten
Natürlich ist klar, dass eine Fotobox, wenn sie alle hier angemerkten Kriterien erfüllen soll, keine 240 Euro kosten kann. Für vorgenannten Preis bekommt ihr die Photobooths meist nur von Versendern. Wenn euch das reicht, dann schlagt zu! Vergesst nicht: Ihr müsst die Fotobox selbst aufbauen, anschließen, einrichten, abbauen, wieder zurückschicken und während des Betriebs selbst dafür sorgen, dass sie läuft und sicher steht.
Eine Fotobox, wie hier als Ideal beschrieben, vor allem mit einem schnellen und guten Drucker, kostet mehr. Schon alleine wegen des Verbrauchmaterials, das für einen Thermosublimationsdrucker benötigt wird. Aber ihr habt danach auch fantastische Ergebnisse, kaum bis keinen Ausschuss wegen missratener Fotos und ihr müsst euch um nichts kümmern.
Und preislich allzu weit entfernt von den Versendern ist eine Fotobox von eurem Hochzeitsfotografen auch nicht mehr, wenn er euch bei Buchung einer Hochzeitsreportage Rabatt einräumt. Das ist meist der Fall. Der Unterschied beträgt dann vielleicht 150 Euro zum Versender.
5.0 Checkliste
Hier noch einmal zusammenfassend eine Checkliste, die natürlich entsprechend eurer Ansprüche abgehakt werden sollte. Kopiert sie euch am besten in ein Dokument und druckt sie aus.
Blitz
Studioblitz (Empfohlen) | Aufsteckblitz | Integrierter Blitz
Kamera
Spiegelreflexkamera (Empfohlen) | iPad-Kamera | Sonstige Kamera
Drucker
Thermosublimationsdrucker (Empfohlen) | Tintenstrahldrucker | Farblaserdrucker
Gehäuse
Auf Unterschrank (Empfohlen) | Auf Boxenständer
Display
Front & seitlich (Empfohlen) | nur Front
Ausdrucke
10 x 15 cm (Empfohlen) | Fotostreifen
Druckoptionen
Datum und Name eindruckbar, Layout wählbar | Selbst konfigurierbar | Nicht wählbar
Upload von Fotos
Automatisch | Nicht vorhanden
Fotosharing (Facebook, Email, Twitter, Instagram etc.)
Vorhanden | Nicht vorhanden
Live-Verfolgung von Uploads
Vorhanden | Nicht vorhanden
Hintergrundsystem
Mitgeliefert | Hintergrundsystem g. Aufpreis | Hintergrundsystem nicht mitgeliefert.
Auf- und Abbau
Inklusive | Gegen Aufpreis | In Eigenregie
Entstörung
Betreut (Empfohlen) | in Eigenregie | Via Fernzugriff
Accessoires
Mitgeliefert | Selbstkauf
Fotoflatrate
Digital & Druck | Nur digital
6.0 Vergleich
Im Vergleich sieht man am besten, was unterschiedliche Systeme leisten.
Blitzbooth
(9,7 Zoll)
Kruu Fotobox
je nach Auslastung.
(rechnerisch ca. 720 Drucke)
Foboxy
je nach Auslastung.
(rechnerisch mind. ca. 336 Drucke)