Home >> Dokumente >> Hochzeit: Sind Paarfotos das Maß der Dinge?
Von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass man sich als Hochzeitsfotograf im Netz herumtreibt und sich die Arbeiten von Kollegen zu Gemüte führt. Gründe gibt es dafür viele: Manchmal ist man auf der Suche nach Inspiration, manches Mal möchte man schauen, was die Kollegen anders machen – und wenn, wie. Und natürlich vergleicht man die Fundstücke (wie zum Beispiel die Paarfotos) auch immer mit den eigenen Werken. Das bleibt nicht aus und ist auch gut so. Denn ein Fotograf, der die Ansicht vertritt nichts mehr dazulernen zu können, ist vor allem eines: ignorant.
Reportage? Ja, wo denn?
Bei derlei Streifzügen durch das Netz ist mir neulich eine Gemeinsamkeit offenbar geworden, die sich viele Hochzeitsfotografen teilen. Die Rede ist von der Diskrepanz zwischen der Auswahl von Hochzeitsfotos, die sie auf ihren Websites zeigen, und der Eigendarstellung bzw. -wahrnehmung. Da ist oft zu lesen, dass man der Reportagefotografie bzw. Hochzeitsreportage frönt, wohingegen das Portfolio (oder ein den Besucher empfangender Full-Screen-Slider), mehrheitlich Paarfotos zeigt. Doch wie passt das zusammen? Ist es wirklich so, dass diese Kollegen sich selbst so fatal fehleinschätzen, wie die meisten dieser bemitleidenswerten DSDS-Sternschnuppen, die schon in der ersten Runde sang- und klanglos in der Atmosphäre der Bohlen’schen Unverblümtheit verglühen? Das glaube ich nicht – selbst wenn es das ein oder andere Mal zutreffen mag.
Also: Woran liegt die inflationäre Zurschaustellung von Paarfotos? Hier kommt Ihr ins Spiel, liebe Brautleute! Denn Ihr seid wahrhaft der Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage. Oder präziser: Ihr seid die Antwort. Und so richtet sich dieser Artikel auch weniger an die Kollegen, sondern an Euch.
Hand aufs Herz …
… ist es nicht so, dass Ihr euch bei der Auswahl eines Hochzeitsfotografen maßgeblich von seinen Fähigkeiten beeinflussen lasst, schöne und romantische Paarfotos zu inszenieren? Ich will dieser Kunst nicht die Priorität absprechen. Es ist in der Tat eine Kunst, Hände, Köpfe, Blicke und Licht zu lenken, Paarfotos natürlich wirken zu lassen. Wenn das Ergebnis am Ende dann noch aussieht, als sei es ein Titelbild der Vogue, ist der Hochzeitsfotograf schon in der engeren Wahl, wenn nicht sogar schon geritzt – zumindest wenn es das Budget hergibt. Aber ist die Konzentration auf Paarfotos nicht eine fatale Limitierung, die auch nach hinten losgehen kann und Euch dann zum Nachteil gereicht?
Anteil der Paarfotos
Ein Paarshooting – wohlgemerkt während Eurer Hochzeit – beansprucht etwa dreißig bis sechzig Minuten Eurer Zeit. Währenddessen entstehen, je nach Kreativität, Know-how und Schnelligkeit des Fotografen, vielleicht fünf bis (sagen wir) maximal fünfzehn Fotos, die sich relevant voneinander unterscheiden, brauchbar sind und es in die Endauswahl des Hochzeitsfotografen schaffen. Nehmen wir weiter an, dass Euer Hochzeitsfotograf, über die zehn Paarfotos hinaus, vierhundert weitere Fotos bearbeitet und übergibt. Tusch! Damit haben die Paarfotos also einen Anteil von 2,5 Prozent an der Gesamtheit aller Fotos. Sie mögen schön sein, sie mögen Euch erfreuen, ja, sie mögen es sogar auf sauteures Alubond oder hinter Acryl an die Wand schaffen. Bei alldem sind sie aber eines nicht: Der Spiegel Eures Tages, der Spiegel Eurer Emotionen und all derer, die diesen Tag mit Euch begangen haben. Ihr ahnt, worauf es hinausläuft, nicht? Genau!
Verschiebt Euren Fokus
Hochzeitsfotografen wissen, dass Ihr den Paarfotos erhöhte Aufmerksamkeit schenkt und darum zeigen die Slider auf ihren Websites auch ein Paarfoto nach dem anderen – und zwar deutlich zu Lasten der Reportagefotos bzw. Hochzeitsreportage (wenn es sie überhaupt gibt).
Aber gerade an den Reportagefotos sehr Ihr, was der Kollege oder die Kollegin kann, was er/sie sieht und wie kreativ er/sie mit Perspektiven und/oder Licht umzugehen weiß. Das alles, wohlgemerkt, auch noch unter Zeitdruck. Zur Reportage gehören Fotos die beim Getting-Ready, während Trauung, des Sektempfangs, der Party und allen anderen Situationen entstehen. Sie sind es doch in Wahrheit, die Euren Tag erzählen. Und glaubt mir: Diese Fotos sind es auch, die Ihr Euch primär anschauen werdet, wenn Ihr danach trachtet, Erinnerungen an Euren Tag wachzurufen. Sie sind es, die Euch Lächeln machen.
Mein Appell also: Verschiebt Euren Fokus. Achtet auf die restlichen 97,5%. Je öfter Ihr das tut, desto mehr helft Ihr Euch selbst und zukünftigen Brautleuten. Denn dann werden Hochzeitsfotografen über kurz oder lang auch dazu übergehen, Reportagefotos in ihr Portfolio und ihre Slider aufzunehmen, sofern sie keine datenschutzrechtlichen Bedenken und die Erlaubnis der Abgebildeten haben.
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