Heute möchte ich mich den Fragen zweier Kollegen widmen. Beide Fragen sind thematisch nicht weit voneinander entfernt und Teil eines zweistufigen Prozesses in meinem Workflow.
Frage Nummer Eins betrifft das Format, in dem ich meine Fotos speichere bzw. exportiere und wie das Endprodukt dem Kunden schlußendlich zur Verfügung gestellt wird. Die Frage Nummer zwei dreht sich um die Wahl des Online-Speichers, d.h. wie ich den Kunden die Online-Galerien zugänglich mache, ob ich einen eigenen Server nutze oder einen Cloud-Dienst. Darüber hinaus werde ich euch noch erzählen, wie ich die Fotos lokal ablege und sichere. Ich garantiere meinen Kunden zum Beispiel, dass ich Fotos drei Jahre vorhalte, sodass sie bei Verlust der ausgelieferten Fotos kostenfrei Bilder nachfordern können. Bei 42 Megabyte pro RAW-Datei, zusätzlich zu den entwickelten JPEGS und dem dazugehörigen Lightroom-Katalog, braucht es viel lokalen Speicherplatz. Dafür nutze ich natürlich NAS-Systeme. Welche das sind und wie sie angebunden sind, welche automatischen Sicherungsmaßnahmen ich betreibe, wird auch ein Thema sein.
Legen wir also los.
Der erste Schritt in meinem Workflow sieht so aus, dass ich augescheinlich und nach einer groben Durchsicht in Frage kommende Fotos in Lightroom mit einer 5-Sternebewertung versehe. Dazu müsst ihr in Lightroom das Bild markieren und die Taste Fünf drücken.
Mein Kriterium bei dieser ersten Vorauswahl ist hierbei gar nicht so sehr, ob das Motiv schön bzw. die Komposition gelungen ist. Mich interessiert hier alleine die Schärfe des Bildes. Ganz speziell ist für mich interessant, ob die Schärfe auf den Augen liegt, wenn es sich denn gerade um ein Portrait oder ein Foto handelt, auf dem auch Menschen zu sehen sind. In einem vorigen Video habe ich bereits erwähnt, dass für den Schärfeeindruck eines Portraits vor allem die Schärfe auf den Augen relevant ist, sebst dann, wenn der Rest des Bildes unscharf ist.
Sind die Fotos dieser Schärfebeurteilung unterzogen, lege ich im nächsten Schritt einen Filter auf die bewerteten Fotos, sodass nur noch diese angezeigt werden. Ich sage Lightroom schlicht und einfach, zeige mir nur noch die Fotos an, die eine 5-Sterne-Bewertung haben.
Nun sichte ich die Fotos genauer und richte mein Augenmerk auf die Gestaltung und andere Kriterien. Fotos, die der Überprüfung nicht standhalten, werden wieder mit der Taste 0 wieder als unbewertet markiert und verschwinden aus der gefilterten Ansicht.
Nun fange ich an, die Fotos einer Grundbearbeitung zu unterziehen. Also Helligkeit, Kontrast, Sättigung. Soweit das möglich ist, bearbeite ich sie in einem Stapel. Möglich ist das dann, wenn Motive in einer gleichartigen Lichtsituation entstanden sind und mit nahezu identischen Einstellungen festgehalten wurden.
Als Nächstes werden ggf. noch Ausschnitte gewählt bzw. das Bild gecroppt, Bilder entrauscht und schwarz/weiß entwickelt. Dazu nutze ich die NIK-Filter-Collection.
Fotos, die einer Paarshooting-Session entstammten, werden nun einer sorgfältigen Retusche unterzogen. Fliegende Haare oder sonstige Dinge, die sich in Lightroom nicht mehr bearbeiten lassen, bearbeite ich in Photoshop. Jedes Bild, das fertig bearbeitet ist, wird in Lightroom mit einer farbigen Markierung versehen. Ich nutze dafür Gelb. Gelb heißt „Fertig zum Export“. Eine gelbe Markierung erreicht man in Lightroom mit der Taste „7“.
Nun endlich zur ersten Frage, der, wie ich Fotos exportiere.
Alle mit gelber Farmarkierung versehenen Fotos werden nun als JPEG exportiert und zwar einmal in voller Auflösung und einmal auf die Größe 1200 Pixel breit oder hoch gebracht. Diese Fotos kann der Kunde leichter über soziale Medien wie Facebook und Co verteilen bzw. per Mail weitergeben. Da man ja nicht erwarten kann, dass der Kunde sich mit Bildbearbeitung und der proportionalen Verkleinerung von Fotos auskennt, mache ich den Job für sie. Die JPEGS lasse ich von Lightroom während des Exports nur leicht nachschärfen, aber in voller Qualitätsstufe, d.h. bei 100 Prozent Qualität.
Zur Dateigröße bzw. Kompression noch ein Hinweis: Es gibt den aufschlussreichen Test des Kollegen Heinermann, ich verlinke sein Video in der Beschreibung, der verschiedene Kompressionsstufen ausprobierte und die Fotos danach einer genaueren Betrachtung unterzog. Seine Feststellung war, dass es zu keinen sichtbaren Qualitätverlsuten käme, wenn man die Fotos mit 50% speichere und die Dateigröße dabei signifikant senke. Ich speichere dennoch bei 100%. Ich habe noch keine Beschwerde von meinen Kunden gehabt, ich verschwende ihren Festplattenplatz. Aber natürlich brauche ICH Platz, da ich die Fotos, wie Eingangs erwähnt, drei Jahre vorhalte. Wie und wo ich das tue, dazu gleich mehr.
Die Fotos exportiere ich ausschließlich im Farbprofil sRGB. Vom Export im AdobeRGB-Farbraum oder ProPhoto RGB rate ich ab, da ihr nur dann eine verlässliche Farbbeurteilung vornehmen könnt, wenn ihr einen Monitor besitzt, der nahezu 100% des eingestellten Farbraums anzeigen kann. Davon abgesehen muss ich davon ausgehen, dass ein Kunde weder einen kalibrierten Monitor hat, noch einen, der den AdobeRGB-Farbraum vollumfänglich unterstützt. Auf Bildschirm des Kunden wird es fast zwangsläufig zu Farbfehlern kommen.
Übrigens weise ich meine Kunden auf dem Umstand hin, dass Windows, egal welche Version, bzw. das Windows-eigene Bildanzeige-Programm im Vollbild, der sogenannte Slide-Show-Modus, kein Farbmanagement beherrscht. Wenn die Kunden die Bilder also im Slide-Show-Modus betrachten, werden sie von den Rottönen erschlagen. Diesen Hinweis lege ich in einer Textdatei auf dem USB-Stick ab und nenne die Datei Readme.txt.
Manche Fotografen geben den Fotos spezielle Dateinamen bzw. lassen das von Lightroom gleich beim Export erledigen. Also zum Beispiel Name des Brautpaars gefolgt von der Bildnummer. Ich mache das nicht. Die Dateinamen bleiben so, wie sie aus der Kamera kommen. Da ich die voll- und niedrigaufglösten Fotos in jeweils verschiedenen Ordnern speichere, kann es nicht zu einem versehentlichen Überschreiben kommen und auch bei späteren Suchen finde ich sie im Ordner des Brautpaars problemlos wieder. Auch eine Verschlagwortung beim Import der Fotos erspare ich mir.
Meine Fotos sind grundsätzlich frei von Wasserzeichen bzw. Werbung. Ich nehme auch die EXIF-Daten raus, es sei denn, ich reiche sie bei einem Wettbewerb der WPJA oder den Fearless Photographers ein.
Wenn die Fotos exportiert sind, ändere ich die Farb-Markierung der Fotos auf Rot. Rot heißt: „Ist in zwei Größen exportiert.“ Das erreicht man mit der Taste „6“ in Lightroom.
Der letzte Schritt besteht darin, dass ich eine Online-Galerie anfertige. Das geschieht aus dem enstprechenden Lightroom-Modul heraus. Ihr findet es in Lightroom unter dem Punkt „Web“. Die Online-Galerie wird, wenn fertig, per FTP auf meinem Server gespeichert und über eine HTACCESS-Datei mit einem Usernamen und Passwort geschützt. Die Online-Galerie bekommt der Kunde mit den anderen Fotos auf einen USB-Stick gespeichert und überreicht.
Die zweite Frage, wo ich die Online Galerie speichere, habe ich vorhin ja schon im Ansatz beantwortet: Grundsätzlich auf meinem eigenen Server, per FTP hochgeladen. Aber warum, das habe ich noch nicht beantwortet. Die Antwort ist einfach: Ich möchte einen im, wie man so schön sagt, Cooperate Identity konsistenten Eindruck hinterlassen.
Heißt weniger geschwollen: Wenn der Kunde seine Galerie aufruft, soll er nicht auf dem Speicher irgendeines Cloudspeicher-Anbieters landen, noch dazu einen den er selbst nutzt, wie etwa DropBox und Konsorten und er soll auch nicht mit einem neuen Seiten-Layout konfrontiert werden. Das eine wirkt in meinen Augen so unprofessionell wie das andere.
Ich weiß natürlich, dass es auch Anbieter gibt, die Zugänge anbieten, die mit dem Layout der eigenen Website versehen oder in einen Frame auf der eigenen Seite geladen werden können und so der Eindruck entsteht, dass die Galerie auf dem eigenen Server und unter der eigenen Domain läuft, aber ich habe mich dennoch entschlossen, hier nur auf den eigenen Server zu setzen.
Die Vorschau-Bilder für die Online-Galerie werden von Lightroom, nimmt man die höchstmögliche Qualitäteinstellung, einmal in den Größen 400 Pixel breit oder hoch exportiert. Die eigentlichen Galeriebilder exportert Lightroom in der Größe 1200 hoch oder breit. Selbst bei 400 exportieren Fotos wird dafür nicht allzu viel Speicher verbraucht. Bei 400 Fotos sind es etwa 200 bis 270 MB pro Galerie.
Das klingt zunächst viel, vor allem in den Ohren derer, die noch Modems oder ISDN kennen, aber die meisten Hoster bieten euch schon Gigabyte-Weise Speicher an. Mein Webhoster zum Beispiel bietet für 9.99 Euro im Monat nicht nur das Hosten der Seite an, sondern auch 50 GB Speicher. Das reicht also rechnerisch für etwa 200 Online-Galerien. Bei 24 Hochzeiten in der Hauptsaison also etwa 8 Jahre.
Solltet ihr auf Cloud-Dienste setzen, so würde ich zumindest darauf achten, dass ihr einen Hosting-Dienst nutzt, der nach deutschen Datenschutzrichtlinien arbeitet. Eine gute Adresse für sicheren Cloud-Speicher sind hier zum Beispiel Strato mit HiDrive und Euserv. Ich verlinke euch die beiden Anbieter in der Videobeschreibung.
Selbst wenn die meisten Fotos nun wahrlich kein Staatsgeheimnis sind, fühle ich mich meinen Kunden dennoch verpflichtet, die Fotos sicher zu verwahren und dafür Sorge zu tragen, dass sie nicht in die falschen Hände geraten. In einem Fall sind es meines Erachtens nahezu Staatsgeheimnisse. Manchmal entstehen beim Getting-Ready nämlich Fotos , die die Braut beim An- bzw. Umziehen zeigen. Und die sollte nur der Bräutigam sehen. Solche Fotos landen deshalb übrigens auch nicht in der Online-Galerie. Die Online-Galerie wird ja oftmals den Gästen zugänglich gemacht und ich will die Braut nicht in Verlegenheit bringen.
Auch gilt es das Brautpaar vor Fehlern beim aktiven Verteilen der Fotos zu schützen. Deshalb speichere ich prekäre, beim Getting-Ready entstandene Fotos sogar in einem Extra-Ordner auf dem USB-Stick. So kann ich einigermaßen sicherstellen, dass der Kunde diese Bilder nicht in einer Hauruckaktion auf Facebook postet oder per Mail verteilt, sondern merkt, dass er sich in diesem Ordner befindet. Meinen Kunden, vor allem die Damen, beruhige ich im Vorgespräch übrigens dergestalt, dass ich ihnen sage, dass ich nicht mehr fotografiere, als man im Bikini zu sehen bekomme bzw. den Raum verlasse, sollte das gewünscht sein.
Zuletzt nun zu meinen NAS-Systemen und der Frage, wie ich meine Fotos lokal speichere und sichere.
Ich nutze NAS-Systeme von Synology und zwar deshalb, weil sie meines Erachtens das ausgefeilteste Betriebssystem und Bedienkonzept aufweisen. Ein NAS ist, für alle die es nicht wissen, ein an ein Netzwerk angebundenes Speichersystem, bestehend aus entweder einem Verbund von mehreren mechanischen Festplatten oder sogar SSDs.
Hier nutze ich zum einen das Two-Bay-NAS DS 214play von Synology, das zwei Festplatten und ein Eight-Bay-NAS, die DS 1513+, ebenfalls von Synology, das 8 Festplatten fasst und noch eine DS 916+. Die 214 ist mit zwei Festplatten à 3 Terabyte ausgestattet und die 1513+ voll belegt mit 8 Festplatten à 4 Terrabyte und die 916+ verfügt über 4 Festplatten à 6 Terrabyte. Die Platten aller Systeme arbeiten im RAID Verbund, was heißt, dass ich zum Beispiel in der 1513+ nicht etwa 32 Terraybte hätte, sondern nur etwa 28 Terrabyte – was immer noch üppig ist.
Ich will nicht in die Tiefen der verschiedenen RAID-Typen eintauchen, aber ein RAID-Verbund ist in der Regel kein Backup bzw. keine Spiegelung der Daten. Das heißt, die Daten werden nicht etwa auf jeder Platte einmal 1 zu 1 kopiert, sondern über die vorhanden Platten verteilt. Fällt eine Platte aus, kann man sie im laufenden Betrieb ersetzen und das, was auf ihr gespeichert war, wird automatisch wiederhergestellt.
Das bedeutet im Umkehrschluss aber leider auch: Fehler werden immer mitkopiert, versehentlich gelöschte Dateien sind in der Regel für immer verloren. Darum habe ich zwei NAS-Systeme. Das kleine NAS kopiert seine Daten in regelmäßigen Abständen aufs große NAS. Das erst ist ein Backup.
Weil sich beide NAS-Systeme im Haus befinden, hilft das alles natürlich nicht, wenn die Hütte abbrennt. Um hier Sicherheit zu haben, habe ich die Fotos früher auch noch zusätzlich automatisiert in einen Cloud-Speicher kopiert, aber heute wird es nur noch auf eine ans NAS angeschlossene USB-Platte kopiert, die ich mit mir trage, wenn ich länger aus dem Haus bin. Das hat vor allem den Grund, dass mir das Hochladen von 42 Megabyte-schweren RAWs zu lange dauert.
Wie auch immer ihr es macht: Nehmt das Thema Datensicherung sehr ernst. Diese Daten sind eure Kapital, wenigstens so lange, als ihr noch an der Bearbeitung sitzt. Vergesst auch nicht euren Lightroom-Katalog zu sichern. Ohne den, wisst ihr nicht, welche Einstellungen ihr vorgenommen habt.
Eine Weile habe ich die Bilder direkt auf dem NAS bearbeitet, das heißt ich kam nach der Hochzeit nach Hause und habe die RAW-Dateien von den SD-Karten direkt aufs NAS geschoben und von dort in Lightroom importiert.
Seitdem meine Kameras aber mit über 42 Megabyte pro RAW-Datei aufwarten, bin ich davon abgekommen, weil das Laden der Fotos selbst über ein Gigabit-Ethernet lange dauert, von der Bearbeitung ganz zu schweigen. Und glaubt mir: Ein, zwei Sekunden Ladezeit pro Foto sind verdammt lange.
Zwar kopiere ich die RAWS noch immer sofort aufs kleine NAS, aber auch direkt auf den Rechner, auf dem ich sie bearbeite, wo die Fotos auf einer 1 Terrabyte großen SSM abgelegt werden, die zumindest theoretisch eine Schreibgeschwindigkeit von ca. 2 GB pro Sekunde und einer Lesegeschwindigkeit von 3,2 GB pro Sekunde aufwartet.
Sind die Fotos fertig bearbeitet, schiebe ich die JPEGs aufs kleine NAS und das wiederum kopiert sie zu festgelegten Zeiten in der Nacht aufs große NAS und einmal auf die angeschlossene USB-Festplatte.
Übrigens: Ich formatiere die SD-Karten in der Kamera erst dann, wenn zumindest die RAWS vollständig auf mindestens einem NAS-System gelandet sind. So kann ich im Zweifelsfall prüfen, ob ich auch kein Foto vergessen habe.
Zum Thema SD-Karte auch noch ein Hinweis. Ich nutze in meinen Kameras ausschließlich SD-Karten in einer Größe von 16 Gigabyte. Das hat den Grund, dass die Sony A7R2 leider keine zwei SD-Karten-Slots besitzt. Geht nun eine Karte auf der Hochzeit kaputt, sind „nur“ ca. 300 Fotos in den ewigen Jagdgründen gegangen, nicht aber die ganze Hochzeit. Das wäre ein Super-Gau. Mit der Sony A9 sieht das anders aus.
Das wars von mir zum Thema exportieren, speichern, ausliefern und sichern meiner Fotos.