Ein unter Hochzeitsfotografen (und vermutlich auch unter Pastoren) heiß diskutiertes Thema: das Fotografieren in der Kirche. Selbstredend ist die Trauungs-Zeremonie eines der Schlüsselmomente einer Hochzeit und ebenso selbstredend möchtet ihr Fotos davon haben. Der Name »Hochzeitsfotos« kommt ja nicht von ungefähr. Ihr möchtet auch Fotos vom Ein- und vom Auszug haben, vom Ringtausch und von eurem Kuss. All das sind schöne Momente. Was also könnte daran verwerflich sein, diese Momente im Bild festzuhalten? Die schlechte Nachricht: Für so manchen Pastor ist es verwerflich.
In diesem Artikel beleuchte ich die Seite der Pastoren und die der Fotografen. Ich erzähle euch darüber hinaus, wie ihr schon im Vorfeld der Hochzeit dafür Sorge tragen könnt, dass es keine Probleme mit der Anwesenheit des Hochzeitsfotografen gibt.
Die Position der Kirche
Die Eheschließung in der Kirche ist ein heiliger Akt. Insbesondere für die katholische Kirche gilt, dass die Trauungszeremonie bzw. Hochzeit die herausgehobene Stellung als Sakrament genießt. Jede kirchliche Hochzeit wird nur aus einem Grund gefeiert, und aus Sicht der Kirche heißt der natürlich nicht »Grandiose Hochzeitsfotos«. So manchem Geistlichen mutet das Fotografieren der kirchlichen Hochzeit darum auch wie ein Sakrileg an.
Das drückt das obige Video übrigens ganz gut aus. Der Pfarrer zeigt den Fotografen mit den Worten „This is not about the photography, this is about God“ die rote Karte. Etwas ketzerisch ließe sich daraus ein weiterer Schluss ziehen: Es geht also speziell diesem Pastor auch nicht um das Brautpaar.
Wie dem auch sei. Wenn der Pastor die fotografische Begleitung der Trauung nicht als Sakrileg sieht, mag er das Fotografieren schlicht und einfach oft deshalb nicht, weil er es als »laut« kennengelernt hat (was es heute nicht mehr der Fall sein muss) und ein sich bewegender Hochzeitsfotograf überdies die Aufmerksamkeit vom Brautpaar abzieht (oder von Gott, je nachdem welche Einstellung der Pastor dazu hat).
Darf der Pastor Fotografierverbot aussprechen?
Kurz und bündig: ja. Das darf er. Der Geistliche übt das Hausrecht aus und er darf in aller Regel die diesbezüglichen Regeln festlegen, das Fotografieren in der Kirche untersagen. Ja, er kann den Hochzeitsfotografen sogar der Kirche verweisen. Für evangelische Kirchen im speziellen existieren teilweise sogar höchst individuelle und unterschiedlich rigide Gemeindeordnungen, über die nicht der Pastor alleine entscheidet.
Position des Hochzeitsfotografen
Natürlich möchte man als Hochzeitsfotograf (und Dienstleister) das Maximum für seine Brautleute herausholen, fühlt sich in erster Linie ihnen verpflichtet und nicht dem Pastor. Schließlich zahlen sie auch nicht wenig Geld dafür, einzigartige und künstlerische Fotos zu erhalten. Aber: Ein guter Hochzeitsfotograf wird dabei nie vergessen, dass es der Tag des Paares ist, nicht der des Hochzeitsfotografen und sich entsprechend dezent verhalten. Oft aber sind es genau diese Fotografen, die ein Fotografierverbot trifft, obwohl sie sehr rücksichtsvoll agieren.
Ist das der Fall, wünscht man sich von Seiten der Kirchen mehr Verständnis und fragt sich, wie der Pastor sich über die Wünsche der Brautleute erheben kann. Uneinigkeit besteht führwahr in der Frage, wessen Dienstleister der Pastor ist: der des Brautpaares oder Gottes. Zumindest spielt diese Frage bei der Eigenwahrnehmung eines Pastors eine Rolle und entscheidet dann oft mit, wie dieser das handhabt.
Was kann der Hochzeitsfotograf tun?
Er sollte aktiv auf den Pastor bzw. die Pastorin zugehen, sich vorstellen, fragen, was erlaubt ist und was nicht und die Angst nehmen, er könne stören.
Dazu eine kleine Anekdote: Ich hatte einen Pastor, der mir im Grunde alles untersagte. Vor allem weil er das Geklacker fürchtete. Während er mir seine Bedenken erläuterte, schaltete ich die Kamera – von ihm unbemerkt – auf lautlos und fotografierte ihn aus der Hüfte im Serienbildmodus. Als er geendet hatte, teilte ich ihm mit, dass ich gerade ca. 200 Fotos (20 Bilder pro Sekunde) von ihm geschossen und ob er etwas bemerkt habe. Hatte er nicht. Das war eindrucksvoll und so durfte ich fotografieren.
Ein guter Hochzeitsfotograf wird sich ebenso dezent bewegen, wie er fotografiert. Ich verändere meine Position vor allem während der Lieder, wenn alle Leute auf das Gesangsbuch schauen und niemand mich hört, weil die Orgel röhrt. Noch dazu kommt, dass ich in der Kirche niemals blitze.
Das größte Lob, das man mir geben kann, ist, dass ich nicht bemerkt wurde. Und das gilt gleichermaßen für jeden Kollegen, dem die Belange des Paares wichtiger sind, als die eigenen.
Photo by & thanks to Petra Barathova
Was kann das Brautpaar tun?
Es ist ratsam, den Pastor vorher auf das Fotografieren in der Kirche im Allgemeinen und während der Trauung im Speziellen anzusprechen. Wenn euch wichtig ist, dass ausnahmslos alles festgehalten ist, dies aber vom Pastor verweigert wird, wechselt notfalls ihn bzw. die Kirche.