Home >> Dokumente >> Hochzeitsfotos und der Bildstil
Jeder Hochzeitsfotograf hat es schon erlebt: Eine Anfrage, die nach einem ganz bestimmten Bildstil sucht. Einen, den man aber überhaupt nicht bedient und im Portfolio auch nicht zu finden ist. Sei es beispielsweise, dass in der Anfrage bekundet wird, dass man dem Vintage-Stil sehr zugetan sei, man selbst aber kontrastreiche Fotos macht und auch nur solche zur Schau stellt. Als Fotograf (und Künstler) fragt man sich dann unweigerlich, wie das passieren konnte?
Fachfremdheit
Die meisten Brautpaare sind fachfremd. So vielleicht auch ihr, die ihr ein Brautpaar seid und gerade diese Zeilen lest. Das mag mitunter dazu führen, dass ihr mangels Wissen einen Stil in die falsche Schublade sortiert. Daran ist nichts verwerflich. Hier sollte ein Hochzeitsfotograf ganz einfach aufklären und falsche Vorstellungen korrigieren. Und das muss er sogar, denn es gilt ja transparent zu machen, was im Ergebnis zu erwarten ist, um euch nicht zu enttäuschen. Im Zweifelsfall ist es dann sowohl für euch als auch den Fotografen besser, dass ihr keinen Auftrag erteilt bzw. der Fotograf diesen ablehnt. Er tut das dann nicht aus Arroganz, sondern um euch, aber auch sich selbst zu schützen.
Fotos? Welche Fotos?
Problematisch wird es allerdings, wenn eine Anfrage formuliert wird, die ganz offensichtlich macht, dass ihr zwar möglicherweise durchaus eine Vorstellung vom gewünschten Stil habt, euch aber nicht mit den vom Fotografen gezeigten Fotos beschäftigt. Das sieht kein Fotograf gerne, denn er möchte ja wegen seiner Fotos geschätzt und gebucht werden. Jetzt denkt ihr vielleicht, dass es doch vollkommen logisch sei, dass man sich eingehend mit den Fotos befasst. Tja … ich würde diesen Artikel nicht geschrieben haben, wenn dem ausnahmslos immer so wäre.
Bildstil, wechsel dich!
Eine andere Erklärung für eine solche Anfrage ist, dass man einem Profi unterstellt, er könne problemlos in dem Bildstil fotografieren, der gewünscht wird, also die Stile je nach Bedarf und Kundenwunsch »switchen«.
Um zu verstehen, warum das dann doch nicht ganz so einfach ist, muss man wissen, dass sich ein bestimmter Stil nicht schlicht nur aus der Bearbeitung ergibt, sondern auch durch die Art und Weise, wie fotografiert werden muss.
Natürlich kann ein guter Hochzeitsfotograf das leisten, die Frage ist aber, ob er dann noch authentisch ist, wie auch ebenso authentische und konstante Ergebnisse liefern kann? Ich würde sagen, dem ist nicht so. Die Authentizität eines Fotografen ist an seine ganz persönliche Handschrift gekoppelt und je ausgeprägter diese ist, desto unverwechselbarer wird er. Und das muss er auch sein, denn bei der Vielzahl der auf dem Markt miteinander (übriges meist freundschaftlich) konkurrierender Fotografen entscheidet ein unverwechselbarer Stil über Wohl und Wehe seines Erfolges – und natürlich auch über eure Zufriedenheit als seine Brautleute. Ihr habt nämlich genau diesen Stil gesucht und wollt kein stilistisches »Wischiwaschi«.
Ein Hochzeitsfotograf, der glaubt, er könne einfach verschiedene Stile offerieren und euch damit einen Gefallen tun, der irrt. Er verwässert so seine Handschrift bzw. verhindert die Entwicklung einer solchen. Noch einmal: Die Gefahr ist groß, dass das nach hinten losgeht und bei euch, den Brautleuten, für Enttäuschungen sorgt, weil die Ergebnisse dann vielleicht doch nicht so ausfallen, wie von euch erhofft.
Keine Schublade = beste Schublade
Die beste Möglichkeit sich einer Präferenz und damit einem Bildstil zu nähern, ist die, keine Präferenz zu haben. Was auch logisch ist, denn Präferenzen müssen sich ja erst einmal entwickeln. Damit wird man nicht geboren. Bei der Suche nach einem Fotografen kann es durchaus passieren, dass ihr bei verschiedenen Fotografen »hängenbleibt«, die unterschiedliche Stile bedienen bzw. sich gar nicht so recht in eine Schublade ordnen lassen. Ob ihr diese benennen könnt, spielt meines Erachtens eine untergeordnete Rolle – wenn euch das jeweils Gezeigte gefällt, reicht das. Nagelt euch also nicht auf einen bestimmten Stil fest, denn ihr könntet positiv überrascht werden.
Habt ihr allerdings eine Präferenz, eine klare Vorstellung vom gewünschten Stil bzw. könnt diesen zweifelsfrei benennen, ist das auch in Ordnung und mehrheitlich der Fall. Dann solltet ihr euch gründlich mit den von den Fotografen gezeigten Bildern beschäftigen und ihn tatsächlich nur anfragen, wenn euch die Fotos gefallen und diesem Bildstil entsprechen.
Wie bereits weiter oben ausgeführt: Damit, von einem Fotografen einen Bildstil zu wünschen, den er nicht zeigt, tut ihr weder euch noch dem Kollegen einen Gefallen. Ihr geht ja auch nicht zum Autohersteller X, um dort nach dem Design und Eigenheiten der Marke Y zu fragen. 😉