Ich habe lange überlegt, ob eine Abhandlung zum Thema »der richtige Hochzeitsfotograf« überhaupt Sinn macht. Richtig ist immer der, dessen Fotos gefallen, oder? Ist es wirklich so einfach? Zumindest für den Umkehrschluss kann man das behaupten: Gefallen die Fotos nicht, dann ist er nicht der richtige Fotograf für die eigene Hochzeit. Und dabei könnte ich es bewenden lassen, wenn ich da nicht gerade die Frage aufgeworfen hätte, ob es denn so einfach ist. Ist es in der Tat nicht.
Sodann. Lösen wir uns mal von den Fotos, gehen davon aus, dass sie gefallen und wenden wir uns der Frage zu, worauf man darüber hinaus bei der Wahl des Hochzeitsfotografen achten sollte.
Also: Was macht den bereits auserwählten oder zumindest ins Visier genommenen Hochzeitsfotografen, über seine Kunst hinaus, zu einem zum Brautpaar passenden Fotografen? Vorabschicken will ich, dass meine Kriterien längst nicht die eines Brautpaares oder eines Kollegen sein müssen. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis sollte der Artikel gelesen werden.
1. Vor der Hochzeit
1.1 Schnelle Reaktion
Alles fängt mit der Anfrage eines Brautpaars an. Ein gutes Zeichen ist, wenn der Fotograf binnen vierundzwanzig Stunden antwortet, und zwar selbst dann, wenn der angefragte Termin bereits vergeben ist. Leider höre ich allzu oft, dass Dienstleister nicht antworten, und bin darüber dennoch jedes Mal aufs Neue erstaunt.
1.2 Sympathie
Auf der Hochzeit ist der Hochzeitsfotograf mehrere Stunden, vielleicht sogar den ganzen Tag und die halbe Nacht zugegen. Das hat jeder auf dem Radar. Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass er schon vor der Hochzeit oft eng in die Planung miteinbezogen wird, etwa wenn es darum geht die Location zu besichtigen, Tipps zu geben oder einfach nur den Ablaufplan auf Stimmigkeit zu überprüfen.
Auch nach der Hochzeit haben die Brautleute noch mindestens einmal mit ihm zu tun. So zum Beispiel, wenn er die Fotos überreicht.
Kurz: Bei so viel Zeit, die man miteinander verbringen wird, muss die Chemie zwischen Brautpaar und Fotograf einfach stimmen. Der, nach meiner Definition, richtige Hochzeitsfotograf ist hier also derjenige, der so etwas wie ein Freund für die Dauer der Hochzeitsbegleitung wird. Liegt da etwas im Argen, dann wird sich das unter Umständen auf den (Paar-) Fotos wiederfinden – durch angespannte Körperhaltung oder verdrießlich dreinblickende Paare.
Brautpaare sollten ihren Hochzeitsfotografen beim Erstgespräch also ausgiebig »beschnuppern« und auf ihr Bauchgefühl hören. Umgekehrt macht das ein erfahrener Hochzeitsfotograf nämlich auch und er wird den Auftrag ablehnen, wenn er das Gefühl hat, dass er nicht zum Paar passt. Das ist dann kein Akt der Arroganz oder Unhöflichkeit, sondern ebenfalls ein Zeichen für einen guten Hochzeitsfotografen, da er mit einer Absage im Interesse der Brautleute handelt – auch wenn er sich damit als nicht der Richtige erweist. Das gilt auch, wenn das Brautpaar Vorstellungen an ihn heranträgt, dessen Erfüllung seinen Ansichten von guten Motiven zuwiderlaufen. Er wird nämlich dann schlechtere Arbeit abliefern, als ein Kollege, der solche Motive des Öfteren und gerne schießt.
1.3 Angebot
Wenn das Angebot abgegeben ist, sollten alle Unklarheiten hinsichtlich Leistungen und Preis beseitigt sein. Es sollte also ein Endpreis unter dem Angebot steht, der verbindlich ist. Es gibt allerdings Fotografen, die bieten eine Basisleistung an und rechnen jedes Foto darüber hinaus gesondert ab. Das ist ein anderes Geschäftsmodell, durchaus legitim und kennzeichnet mitnichten den für das Brautpaar falschen Hochzeitsfotograf. Klar muss sich dieses aber darüber sein, dass es am Ende deutlich teuerer werden kann, weil man als Brautpaar dann doch ziemlich sicher der Versuchung erliegt mehr Fotos auszuwählen, als inkludiert. Damit kalkuliert dieses Modell auch.
1.4 Vertrag
Es gibt durchaus Fotografen, die keinen Vertrag schließen. Ich will das an dieser Stelle nicht bewerten. Wird aber einer geschlossen, sollte er einige wichtige Punkte beinhalten und so zur Transparenz beitragen.
Der Vertrag sollte mindestens regeln
– wo die Begleitung stattfindet (Örtlichkeiten)
– wann die Begleitung stattfindet (Datum)
– über welche Dauer (Stunden) begleitet wird
– wie viele Fotos mindestens übergeben werden
– wie viele Fotos einer aufwändigen Retusche unterzogen werden
– wie die Fotos übergeben werden (z.Bsp. als Download oder auf einem USB-Stick)
– was im Krankheitsfall bzw. im Falle des Ausfalls des Fotografen passiert
– wie verfahren wird, wenn die Brautleute absagen oder die Hochzeit ausfällt
– welche Bildrechte bzw. Nutzungsrechte gewährt werden
– ob der Fotograf die Fotos zur Eigenwerbung nutzen darf und wenn, in welchem Umfang
– wie hoch die Reservierungsgebühr ausfällt, wie und wann diese zu zahlen ist
– wie hoch der Endpreis ist, wie und wann dieser zu zahlen ist
– wie lange die Bearbeitungszeit maximal ausfällt
1.5 Der Hochzeitsfotograf involviert sich
Weiter oben schrieb ich bereits, dass der Hochzeitsfotograf oft in die Planung eingebunden ist. Der richtige Hochzeitsfotograf wird sich ganz selbstverständlich anbieten, den Ablaufplan zu prüfen und von (zeitlichen) Unstimmigkeiten zu bereinigen. Er ruft auch andere Dienstleister an, stellt sich ihnen vor (etwa dem/der Geistlichen) oder bespricht mit ihnen den Zeitplan.
1.6 Der Hochzeitsfotograf ist präsent
Den angehenden Hochzeitspaaren schwirren oftmals viele Fragen durch den Kopf und wer kann viele davon meist gut beantworten? Der Hochzeitsfotograf. Er ist von allen Dienstleistern derjenige, der den Ablauf des gesamten Tages aus dem »Effeff« kennt. Werden Fragen an ihn herangetragen, sollte er sie, ebenso wie die Erstanfrage, schnell und geduldig beantworten. Für Brautpaare in der Vorbereitung und Planung der Hochzeit ist nur wenig beunruhigender, als ein Dienstleister, der den Eindruck vermittelt, er sei so abgeklärt, dass er nur sehr spät oder auch gar nicht reagiert. Auch das sollte man im Erstgespräch in Erfahrung bringen, indem man ihn darauf hin prüft, ob man ihn mit Fragen behelligen darf. Sicher hat er auch zwischenzeitlich auch noch andere Hochzeiten zu begleiten und insbesondere samstags keine Zeit, aber binnen 24 Stunden darf man eine Antwort erwarten.
2. Während der Hochzeit
Ab hier ist der Hochzeitsfotograf freilich schon gewählt. Stellt sich erst jetzt heraus, dass er nicht der Passende ist, ist es zu spät. Weiß man aber um die nachfolgenden Punkte, kann man sie beim Vorgespräch zum Thema machen.
2.1 Ninja-Mode
Den »Ninja-Mode« nenne ich das Verhalten, so wenig wie möglich aufzufallen, gewissermaßen unsichtbar zu bleiben und so an möglichst authentische Fotos zu kommen. Insbesondere für fotojournalistisch durchgeführte Hochzeitsreportagen scheint mir das von eminenter Bedeutung. Denn wenn Gäste erst einmal merken, dass der Hochzeitsfotograf in unmittelbarer Nähe steht, verhalten sie sich ganz anders, als sie es tun, wenn er unbemerkt bleibt.
Grundsätzlich aber ist das natürlich eine Frage der Arbeitsweise und noch kein Indikator dafür, nicht den richtigen Hochzeitsfotograf gefunden zu haben. Arbeitet dieser nicht fotojournalistisch, sondern will bemerkt werden, instruiert lieber, als es laufen zu lassen, dann ist das okay. Im Vorgespräch sollte sich der Fotograf auf jeden Fall zu seiner Philosophie erklärt haben.
Völlig ungeachtet der Arbeitsweise ist ein Hochzeitsfotograf in meinen Augen ein schlechter und damit unpassender, der sich so auffällig verhält, dass er den Ablauf stört, und/oder man unweigerlich den Eindruck bekommen muss, dass es seine Show ist und nicht die des Brautpaares. Sie stehen im Zentrum. Nicht der Fotograf. Das gilt natürlich auch für andere Dienstleister. Etwa einem Videographen, so er denn zugegen ist.
Einschränkend sagen möchte ich, dass es durchaus Situationen gibt, da auch ein überwiegend fotojournalistisch arbeitender Hochzeitsfotograf aus dem Schatten treten und das Ruder in die Hand nehmen sollte. Etwa dann, wenn es darum geht eine große Gruppe effizient und schnell anzuleiten und in Position zu bringen – was meist bei Gruppenfotos von Nöten ist. Hier keine klaren und verständlichen Anweisungen zu geben, führt nur zum Chaos. Gerade Anfänger haben da so ihre liebe Not. Natürlich ist das auch eine Frage der Persönlichkeit.
»Unsichtbar« zu bleiben, heißt übrigens nicht, sich nicht auch mal mit den Gästen zu unterhalten. Nur damit da keine Missverständnisse entstehen. Der Fotograf ist optimalerweise ein Gast oder Freund mit Kamera. Aber eben die professionelle Ausgabe.
2.2 Blitzen
Der Einsatz von Blitzen bei einer Hochzeit ist nicht zwangsweise ein Indikator für einen nicht passenden Hochzeitsfotografen, allenfalls deren übermäßiger Einsatz. Das gilt vor allem in der Kirche. Wenn der Fotograf omnipräsent ist, blitzender-weise in die Zeremonie grätscht, zieht er damit nicht nur die Aufmerksamkeit auf sich, sondern damit auch vom Brautpaar ab. Nicht zuletzt bringt er den Berufsstand der Hochzeitsfotografen in Verruf. Die in der Kirche dezent und respektvoll agierenden Kollegen haben es fortan möglicherweise mit Fotografierverboten zu tun.
Ich nutze Blitze dezent und wohldosiert allenfalls beim Getting Ready, dem Paarshooting und der Party. Und wirklich nur dann, wenn es der Kunst förderlich ist oder aufgrund mangelnden Lichtes unumgänglich. Aber niemals nutze ich einen Blitz in der Kirche oder im Standesamt.
Auf seine/ihre diesbezügliche Philosophie sollte man den erwählten Hochzeitsfotografen im Vorgespräch abgeklopft haben.
2.3 Paarshooting
Beim Paarshooting hat jeder Hochzeitsfotograf seine eigene Arbeitsweise. Ihm sollte man beim Vorgespräch durchaus seine eigenen Vorstellungen antragen, auch und gerade bezüglich der Motivwahl und Örtlichkeiten. Die allermeisten Hochzeitsfotografen präferieren natürlich wirkende Fotos. Hinter dem Rücken zu Herzen gefaltete Hände, gestellte Anträge oder springende Bräutigame wecken bei ihnen keine Begeisterung. Sind derartige Motive gewünscht, sollte das im Vorfeld abgeklärt sein.
3. Nach der Hochzeit
3.1 Bearbeitungszeit
Hat sich der Fotograf in Richtung des heimatlichen Arbeitszimmers verabschiedet, wartet eine Menge Arbeit auf ihn. Er benötigt, je nach Anzahl geschossener Fotos, zwischen zwanzig und dreißig Stunden Bearbeitungszeit. Natürlich hat er parallel dazu noch die Fotos anderer Hochzeiten zu bearbeiten, was heißt, dass man seine Fotos kaum nach zwei oder drei Tagen übergeben bekommt. Typisch sind Zeiten zwischen zwei und sechs Wochen. Wann spätestens mit den Fotos zu rechnen ist, sollte vertraglich abgeklärt sein, und wenn nicht das, zumindest beim Vorgespräch erkundet werden.
3.2 Übergabe der Fotos
Wie die Fotos übergeben werden, ob auf einem USB-Stick, CD/DVD oder als Download, ist von Fotograf zu Fotograf unterschiedlich. Auch das wird schlicht im Vorfeld abgeklärt und spielt insoweit nur eine Rolle, als ein Download je nach Bild- und Datenmenge eine Weile in Anspruch nehmen kann. Schön ist natürlich, wenn der Fotograf die Fotos auch noch persönlich präsentiert, was aber meist nur dann geht, wenn die Brautleute in relativer Nähe zum Fotografen wohnen oder eben den Weg nicht scheuen.
Hin und wieder kommt die Frage auf, ob auch die RAW-Formate übergeben werden. Ich persönlich kenne keinen Fotografen, der das tut. Das hat sowohl technische als auch rechtliche Gründe. Die technischen Gründe: Die RAW-Formate können erst nach Installation eines RAW-Konverters gelesen werden. Die rechtlichen Gründe: Mit den RAW-Formaten kann der Hochzeitsfotograf seine Urheberschaft nachweisen.
4. Verschiedenes
4.1 Technik
Professionelle Hochzeitsfotografen haben meist zwei Kameras dabei und zwei, drei oder noch mehr Objektive. Nicht nur aus Gründen der Redundanz, sondern auch um schnell reagieren zu können und nicht »alle Nas‘ lang« die Objektive wechseln zu müssen. Es ist durchaus sinnvoll, den Fotografen nach seinem Redundanzkonzept zu fragen. Denn wer möchte schon, dass das weitere Fotografieren dem Ausfall nur einer mitgeführten Kamera oder nur einem mitgeführten Objektiv zum Opfer fällt. Hier machen Transparenz und Auskunftsbereitschaft einen guten Hochzeitsfotografen aus.
4.2 Backup-Plan
Ein guter Hochzeitsfotograf hat immer einen Plan in der Hinterhand, wenn etwas auf der Hochzeit nicht so läuft, wie es sollte. Typisches Beispiel ist Regen – der Schrecken aller Brautleute. Natürlich kann kein Fotograf den Regen abstellen, aber er kann das Paarshooting nach drinnen verlagern. Vorausgesetzt, er hat die hierfür nötige Technik dabei, wie etwa Blitze. Aber auch Paarfotos im Regen können wunderschön sein und ein vorausschauend denkender Hochzeitsfotograf hat möglicherweise sogar Schirme im Auto.
4.3 Vereinigungen
Es existieren eine Reihe exklusiver Vereinigungen für Hochzeitsfotografen. In diese wird man nur aufgenommen, wenn man ein überdurchschnittliches Niveau hat und oft eine Mindestzahl Hochzeiten fotografiert hat. Die Namen dieser Vereinigungen sind WPJA, AGPWJA, Fearless Photographers und IPSWP. Legt man also Wert auf gute Fotos UND Erfahrung (und wer tut das nicht), sollte man sich dort umschauen. Natürlich haben diese Fotografen auch ihren Preis.
Fazit
Die Frage welcher Hochzeitsfotograf der richtige bzw. passende ist, geht weit über seine Fotos hinaus. Das Wichtigste ist, sich über seine Prioritäten klar zu werden und alle Punkte mit dem Fotografen abzusprechen. Dann wird sich sehr schnell der richtige Hochzeitsfotograf identifizieren lassen.