Home >> Dokumente >> Auf der Hochzeit Ballons steigen lassen. Go oder nogo?
»… und wir lassen Luftballons steigen.« Ein Satz, der so oder so ähnlich in vielen Vorgesprächen mit meinen Brautleuten fällt. Zugegeben: Es ist ja auch schön anzusehen, wie die Ballons gemächlich gen Himmel steigen. Blöderweise kommen sie auch wieder herunter (wenn Karten dranhängen, will man das ja auch). Physikalisch ist es unmöglich, dass sie so hoch steigen, dass sie sich umweltverträglich lediglich am Objektiv irgendeines Spionagesatelliten verfangen, zur Irritation russischer oder amerikanischer Geheimdienste beitragen und einen Weltkrieg auslösen.
Stattdessen landen sich schlapp oder in Fetzen in irgendeinem Baum, einem Fluss oder im Meer – und danach leider oft im Magen irgendwelcher Tiere. Für die sind diese knallbunten Farben eine echte Attraktion und schreien förmlich: »Friss mich«. Je nach Größe des Tieres und seines Magens, ist es dann nur eine Frage der Zeit, bis Därme reißen, Mägen verstopfen und das Tier gen Himmel fährt. Und das kommt, im Gegensatz zum Ballon, nicht mehr herunter.
Die Gefahr, dass das passiert, verringert sich mit zunehmender Zeit kaum einen Deut. Die Ballons verrotten nämlich nur sehr, sehr langsam. Selbst biologisch abbaubare Ballons brauchen dafür viele Monate, wenn nicht sogar Jahre.
Schnüre und Karten
Ballons, denen, an eine Schnur gebunden, noch gute Wünsche o.ä. mitgegeben werden, sind noch einmal ein bisschen tödlicher. In den Schnüren verheddern sich die Tiere. Wenn sie sich so nicht selbst strangulieren, werden sie oftmals bewegungsunfähig. Mit anderen Worten: Sie verenden auch, nur eben langsamer.
Unsere paar Ballons …
… machen den Kohl auch nicht fett, oder? Öffnen wir mal eine Rechnung. Pro Jahr finden etwa 450.000 Hochzeiten in Deutschland statt. Wenn nur auf 1% dieser Hochzeiten zehn Ballons steigen, sind wir bei 45.000 Ballons. Immer noch beeindruckend, oder? Und ich möchte wetten, dass ich es massiv untertrieben habe. Erst recht im globalen Maßstab. Da reden wir ganz sicher von Milliarden Ballons. Man sieht also: Es bleibt also leider nicht bei »ein paar Ballons«. Und zehn, fünfzig oder hundert Ballons, können zehn, fünfzig oder hundert Tiere in den Tier-Himmel befördern – selbst eines wäre zu viel. Und ganz ehrlich: Müsste man dabei zusehen, wäre es mit der Romantik auch ganz schnell vorbei.
Ballon-Bilder = Werbung?
Dieser Artikel ist mit Bildern illustriert. Es sind Bilder, die ich geschossen haben. Eines davon hat sogar einen Award der WPJA gewonnen. Das bedeutet im Umkehrschluss also, dass ich solche Hochzeiten begleite, die Himmelfahrt der Ballons fotografiere und die Bilder auch zeige. In der Tat. Dafür habe ich auch schon Schelte von Kollegen bezogen. Schließlich sei das Zurschaustellen solcher Bilder Werbung für Ballons, so der Vorwurf.
Das allerdings halte ich für einigermaßen absurd.
Ich mache Werbung für mich und meine Bilder. Ich weigere mich, zu glauben, dass mündige Erwachsene diese für Ballonwerbung halten bzw. so getriggert werden, dass sie unbedingt auch Ballons freisetzen möchten. Dieser Entschluss wurde meist weit vorher gefasst. Kommen mir Ballon-Freisetzungspläne im Rahmen des Vorgesprächs zu Ohr, sage ich zwei bis drei Sätze dazu, rede aber auch niemandem seine Ballons aus. Schließlich habe ich es mit Menschen zu tun, die sich anno Thunberg et al. anschicken zu heiraten. Ergo: Mit mündigen Menschen, die sich nicht bei einer Umweltschutzorganisation, sondern bei einem Hochzeitsfotografen zum Vorgespräch eingefunden haben. Einem Fotografen, der überdies nicht glaubt, die moralische Deutungshoheit in dieser Frage zu besitzen.
Fazit
Jeder muss selbst wissen, ob er Ballons steigen lassen möchte oder darauf verzichten kann. Umweltverträgliche(re) Alternativen gibt es genug.
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