Heute erschien das die Ausgabe von Digit! zum Thema Hochzeitsfotografie. Ein mehrseitiger Artikel stellt meine Arbeiten vor und enthält auch ein Interview mit mir.
Die Ausgabe ist im Zeitschriftenhandel oder als Digital-Download hier zu beziehen: https://www.digit.de/produkt/digit-2-2024/
Hier ein kleiner Teaser:
Authentische Augenblicke
Ungefilterte Emotionen, ungewöhnliche Perspektiven: Niels Gerhardt bewegt sich mit vollem Körpereinsatz und wachem Blick durch Hochzeiten. Seine Kunden wissen wissen seine semantisch vielschichtigen Bilder zu schätzen.
Lange galt die Hochzeitsfotografie als angestaubt – zu viele Posen, zu wenig Leben. Als dann Anfang der 2010er Jahre das Konzept der Hochzeitsreportage aus den USA herüberschwappte, war mit einem Mal alles neu. Inzwischen ist die Aufbruchstimmung verflogen, die Frische einem neuen Status quo gewichen. Vieles gleicht sich, und nicht selten die Bilder zu schön, um wahr zu sein. Dem Versprechen der situativen Herangehensweise zum Trotz fehlt es an den ambivalenten, oft auch komischen Momente des Zwischenmenschlichen; der eigentliche Spirit des Geschehens verpufft.
Dass es auch anders geht: wahrhafter und wundersamerweise gerade deshalb wundervoller, zeigen die Bilder von Niels Gerhardt. Der Hochzeitsfotograf aus Frankfurt am Main hat das komische Moment geradezu zu seinem Markenzeichen gemacht. „Ich finde, man muss auch über sich selbst lachen können, gerade an einem Tag, an dem die Gefühle überborden“, sagt Gerhardt. „Situationskomik und die kleinen Missgeschicke gehören für mich deshalb einfach dazu. Wenn man mich bucht, muss man wissen, dass ich diese Momente mitnehme und viele Bilderbewusst nicht aussortiere.“
Mittendrin statt nur dabei
Abseits ausgetretener Pfade bewegt sich der Fotograf auch in puncto Blickwinkel, Bildkomposition und Lichtsetzung. Viele seiner Aufnahmen entstehen aus unkonventionellen Perspektiven – bodennah, hüftschüssig, über Kopf. Aber auch aus der Ferne, aufgenommen mit einer 20mm-Brennweite. Vermeintlich Nebensächliches bildet dann den Rahmen, in dem sich das Wesentliche abspielt. Facettenreich ist auch die Bildanmutung. Der Look reicht von romantischen Available-Light-Bildern über Gegenlicht-Scherenschnitte bis hin zu malerischen überhöhten Momentaufnahmen, die durch Unterbelichtung bei gleichzeitig dezentem Blitzeinsatz entstehen. Hochdynamisch fallen dagegen die meisten Partybilder aus; viele spielen gekonnt mit einer leichten Bewegungsunschärfe, während das Hauptmotiv durch Hinzublitzen eingefroren ist. Würden die Bilder nicht so professionell aussehen, könnte man meinen, ein mitfeiernder Gast habe auf den Auslöser gedrückt. Gefragt nach seiner Vorgehensweise, sagt Gerhardt: „Ich bin mittendrin, ich tanze mit. Gleichzeitig bewege ich mich so, dass mich die Feiernden nicht wahrnehmen, oder jedenfalls nicht als Störfaktor.“